Vom Icefield-Center nach Jasper
Fr, 13.09.2002
Das Wetter meint es heute nicht besonders gut mit uns. Es
sind zwar 8° C, aber es ist stark bewölkt und eine
halbe Stunde lang haben wir leichten Regen.
Eigentlich könnte man hier mal so richtig die Ruhe der
Natur genießen, aber unser Nachbar muss um 6:00 seinen
Generator anwerfen. Da ist an Ausschlafen nicht zu denken.
So brechen wir zeitig auf und fahren auf einen Parkplatz 500
m vom Campingplatzeingang. Dort beginnt ein 4,5 km langer
Wanderweg auf den Kamm eines Berges, von dem aus man den Athabasco-Gletscher
gut überblicken kann. Es geht ziemlich steil hoch und
man wird schnell warm. Aber wir sind nicht die einzigen Verrückten,
die sich zu dieser frühen Stunde den Berg hinaufquälen.
Die Aussicht auf den Gletscher und das Icefield-Center sind
aber wirklich sehenswert. Nur dass es jede Minute wieder anfangen
kann, zu regnen, ist weniger schön.
Nach dem Abstieg sehen wir uns das Icefield-Center dann aus
der Nähe an. Als erstes bestaunen wir auf dem Parkplatz
ein Gletscher-Mobil. Damit kann man sich auf das Eis fahren
lassen. Dessen Reifen haben eine Höhe von etwa 2 m. Im
Untergeschoss des Icefield-Centers befindet sich eine interessante
Ausstellung über die Entwicklung des Gletschers und der
Umgebung: Zwischen den Bergen liegt das "Columbia Icefield"
und der Athabasca-Gletscher ist eine von mehreren Stellen,
wo sich das Eis langsam ins Tal schiebt. Dabei hat sich der
Gletscher bereits mehrere 100 m zurückgezogen. Interessant
ist jedoch, dass der Rückgang des Eises nicht erst in
den letzten Jahren stattfindet, sondern bereits seit Beginn
des 20. Jahrhunderts nachgewiesen wurde. Möglicherweise
begann es schon viel früher, aber darüber gibt es
keine Aufzeichnungen. Das Obergeschoss des Gebäudes ist
von teuren Souvenirläden geprägt. Aber es gibt auch
noch Infos über Wanderwege und das Gebiet ringsum.
Dann fahren wir rüber zum Ende des Gletschers. Von einem
Parkplatz führt ein kurzer Fußweg bis auf das Eis.
Weiter oben hat das Eis eine Dicke von 300 m, steht auf einer
Tafel. Beeindruckend sind auch die Geröllhalden rechts
und links, die der Gletscher zusammengeschoben hat. Permanent
strömt ein Fluss aus Schmelzwasser heraus.
Inzwischen hat sich das Wetter gebessert und manchmal scheint
die Sonne durch ein Loch in den Wolken. Einige Kilometer weiter
stoppen wir an den Athabasca-Falls. Dort hat dieser Fluss
einen tiefen Canyon in den Felsen gegraben. Das Wasser hat
wegen dem mitgeführten Staub aus zermahlenen Steinen
eine eigenartige milchig trübe Färbung. Nach einigen
weitern "Tourist-Attractions" kommen wir zum
"Whistler Campground". Er liegt am südlichen
Stadtrand von Jasper. Der Campingplatz
ist riesig. Zur Anmeldung stehen die RV's in 2 Reihen. Plätze
mit Strom und Wasser sind leider schon ausgebucht. Wir werden
darauf hingewiesen, dass sich im Bereich des Platzes eine
Herde aggressiver Wapitihirsche aufhält. Wir nehmen das
nicht übermäßig ernst, aber als dann in der
Nacht unmittelbar hinter dem RV ein Hirsch röhrt und
an den Bäumen rüttelt, stecken wir lieber nicht
die Nase raus. Hier gibt es 2 Duschgebäude im zentralen
Bereich, vor denen sogar ein Parkplatz eingerichtet ist.
Nachdem wir unseren Stellplatz in Beschlag genommen haben,
fahren wir in die Stadt, um eine Bummel zu machen. Dieser
Ort vermittelt ein Feeling wie Oberbayern. Alles ist sehr
gepflegt und macht einen sauberen Eindruck. Die Überzahl
aller Geschäfte sind allerdings Souvenirläden und
Restaurants.
Karte zur Orientierung
Von Jasper nach Valemont
Sa, 14.09.02
Morgens haben wir 2° C und der Himmel ist wechselnd bewölkt.
Die Hirsche haben sich verzogen und wir können in Ruhe
frühstücken. Als wir dann den Campground verlassen,
sehen wir sie zwischen Zelten rumlaufen.
Unser erstes Ziel ist heute der Maligne-Canyon. Dort gibt
es ein paar schöne Aussichtspunkte. Einige Kilometer
weiter gelangen wir zum Medicine-Lake. Der ist, wie immer
im Herbst und Winter, fast ausgetrocknet. Sein Wasser versickert
in irgendwelchen Felsspalten und von oben läuft nichts
mehr nach. Auf dem weiteren Weg zum Maligne-Lake sehen wir
am Straßenrand 2 Elche grasen. Der See ist schön,
aber zum Umwandern zu groß. Man kann mit einem Dampfer
Rundfahrten machen oder mit dem Kanu paddeln. Die 48 km lange
Straße zum See ist gut, aber da nur 60 km/h erlaubt
sind und man den gleichen Weg zurück muss, ist schon
fast Mittag, als wir auf der Rückfahrt wieder durch Jasper
fahren.
Doch jetzt geht es auf dem Yellowhead-Highway (No. 16) weiter
in Richtung Mt. Robson. Obwohl es eine weite Strecke ist,
kommen wir gut voran. Der Straßenbelag ist ganz neu
und man darf 100 km/h fahren. An der Grenze nach BC überqueren
wir den Yellowhead-Pass (1066 m) und kommen in eine andere
Zeitzone. Deshalb müssen wir wieder mal die Uhren verstellen.
Am Visitor Center vom Mt. Robson machen wir Halt und bestaunen
den mit 3954 m höchsten Berg Kanadas. Majestätisch
steht er in der Sonne, aber seine obere Hälfte ist bereits
mit Schnee bedeckt. Im Visitor Center holen wir uns für
die weitere Strecke neues Kartenmaterial und dann geht es
wieder "on the road again".
Kurz nach Verlassen des Nationalparks biegen wir ab in Richtung
Süd auf Hwy 5. Da es schon spät ist, suchen wir
in allen Verzeichnissen eine Platz für die Nacht und
entscheiden uns für "Irvins Campground" kurz
vor Valemont. Der Platz sieht etwas kahl
aus, weil er erst neu angelegt wurde und die Bäume noch
klein sind. Aber sonst alles super. Der Service stimmt, kostet
allerdings 30 $ für eine Nacht. Den Stellplatz kann man
sich frei aussuchen. Aber wenn man noch mal wegfährt
wie wir, muss der Platz mit einem "Reserviert"-Schild
gekennzeichnet werden. Zum Auffüllen unserer Vorräte
statten wir dem kleinen Ort noch einen kurzen Besuch ab. Dort
bekommt man am Samstag kurz vor 6:00 mehr zu kaufen, als in
Jasper.
Karte zur Orientierung
Von Valemont zum Wells Grey Park
So, 15.9.02
Heute morgen sind 4° C und die Sonne scheint. Ist es hier
wärmer, weil wir wieder nach Süden fahren oder weil
wir aus den Bergen raus sind? Wer weiß. Wir wollen heute
noch mal versuchen, Lachse zu sehen. Aber die Einheimischen,
die wir fragen, wissen alle nicht wo sie sind. Einer würde
uns für 15 $ pro Person hinbringen, aber erst Mittag
und da sind wir schon weit weg. So machen wir uns nach dem
Frühstück allein auf die Suche nach dem George Hicks-Park.
Dort kann man zur richtigen Zeit Lachse sehen, stand auf einer
Internetseite. Wir finden ihn dann am nördlichen Ortseingang
von Valemont nahe dem alten Visitorcenter am Bachufer. Doch
die Lachse sind schon alle weg, nur einen toten sehen wir
noch. An der Esso Station nebenan tanken wir noch mal nach,
obwohl die Anzeige erst bei 3/4 steht. Trotzdem passen 65
Liter rein, also geht die Anzeige falsch.
Die Fahrt nach Clearwater gestaltet sich trotz großartiger
Naturkulisse recht eintönig: auf fast 200 km nur 2 kleinere
Orte. Da sollte man möglichst nicht mit leerem Tank liegen
bleiben. Auf guter Straße kann man fast durchgängig
100 km/h fahren.
Im Visitor Center in Clearwater herrscht richtig Andrang.
Aber mit Geduld klärt ein älterer Herr alle Fragen.
Wir bekommen die gleiche Karte noch mal, die Gudrun schon
in Jasper geholt hat. So perfekt ausgerüstet machen wir
uns auf den Weg in den Wells Grey Park. Da die Sonne ständig
scheint, sind es inzwischen 25° C geworden und alles ist
hier staubtrocken. Die Straße ist ziemlich schmal und
holperig. Unterwegs
bieten überall Ranch's B&B an. Dann kommen wir zur
1. Attraktion, den Dawson-Falls: 91 m breit und 18 m hoch.
8 km weiter besichtigen wir den Helmcken-Fall: 130 m hoch.
Von den vielgeschmähten Mücken sehen wir um diese
Jahreszeit keine mehr. Weiter rein in den Park kann man nur
auf Schotterpisten. Das wollen wir unserem RV nicht zumuten.
Also fahren wir die 55 km zurück nach Clearwater
und finden mit dem Dutch-Lake Resort einen kleinen Platz mit
Vollkomfort für 25 $. Zu finden ist er allerdings nur,
wenn man einen Plan der Stadt vom Visitor Center hat. Auf
dem See kann man rudern oder Paddeln und ein Restaurant gibt
es auch. Dort essen wir dann auch zu Abend. Wir sitzen auf
der Seeterrasse und sind die einzigen Gäste. Entsprechend
zuvorkommend werden wir bedient. Wir wählen Salmon (Lachs)
mit Röstkartoffeln. Es schmeckt hervorragend und für
insgesamt 70.- $ gehen wir zufrieden in unser RV und schmieden
Pläne für den nächsten Tag.
Karte zur Orientierung