Vorbereitung<
Reiseprogramm
Teil 7
Bericht, Teil 8
Teil 9
Fotogalerie
Infos zum Land
zurück

Golden Gate – Graaff Reinet

16.05.2003
Es sind nur 5° C, als wir aufstehen, aber die Sonne scheint. Heute müssen wir zeitig los, denn vor uns liegen über 700 Kilometer bis zum Tagesziel. So stehen wir schon vor der Tür des Restaurants, als endlich für das Frühstück geöffnet wird. Danach schnell die Koffer einladen und los geht’s. Als wir aus dem Resort auf die Fernstraße fahren, steigt gerade die Sonne über die Berge und stahlt das „Golden Gate“ an. So ein Foto können wir uns trotz aller Eile nicht entgehen lassen.
Wir fahren jetzt über Clarens in Richtung Fouriesburg. Die Landschaft ist gigantisch. Gewaltige Sandsteinformationen bestimmen das Bild. In den Tälern beschäftigen sich Farmer mit Obst- und Gemüseanbau. Dann biegen wir nach Südwesten auf die R26 ab. Die Route geht immer hart an der Grenze zu Lesotho entlang. Dieses Land scheint nur aus Bergen zu bestehen. Auf unserer Seite werden die Tafelberge seltener und in den dazwischen liegenden Ebenen wird Ackerbau getrieben.
Kurz hinter Ladybrand wechseln wir die Richtung und fahren jetzt auf der N8 direkt nach Bloemfontein. Der Name bedeutet Blumenquelle auf deutsch. Am Stadtrand machen wir in einem Gartenlokal unter Bäumen und zwischen Blumen Mittagspause. Ansonsten sind in dieser Stadt wenig Blumen zu sehen, denn sie ist groß und geschäftig. Unser Besuch gilt dem "National Women's Memorial", einer Gedenkstätte für die zivilen Opfer des englisch-burischen Krieges 1899 bis 1902. Gierig auf die Gold- und Diamantenfunde hatten damals die Engländer einen Eroberungsfeldzug gegen die Buren gestartet. Um deren Kämpfern die Nahrungsgrundlage zu entziehen, brannten sie die Farmen nieder und sperrten Frauen und Kinder in Konzentrationslager. Darin kamen 26000 von ihnen um. Ein trauriges Kapitel englischen Großmachtstrebens.
Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch das Zentrum mit interessanten historischen Gebäuden verlassen wir die Stadt auf der N1 in Richtung Colesberg. Nach fast 200 km kommen wir zum Gariep Dam. Er wurde 1971 fertiggestellt und staut den Orange River zu einem 100 km langen Stausee. Er dient haupsächlich als Wasserspeicher und zur Stromerzeugung. Die Staumauer ist 88 m hoch und 914 m lang. Inzwischen hat die Freizeitindustrie den See entdeckt und es gibt hier einen Yachthafen und viele Bungalows.
Mit dem Überqueren des Orange River überschreiten wir die Grenze vom Free State zur Northern Cape Provinz. Immer noch mehr als 200 km. In Colesberg biegen wir auf die N9 ein und vor Middlelburg kommen wir heute in die 3. Provinz, die Eastern Cape. Das Gelände ist sehr bergig und wir überqueren mehrere Pässe. Inzwischen befinden wir und in der Großen Karoo. Das ist eine Savannenlandschaft, die mit sehr wenig Niederschlag auskommen muss, weil sich die Wolken an mehreren vorgelagerten Bergketten schon abregnen. Außer Schafzucht ist hier kaum eine landwirtschaftliche Nutzung möglich. Mittlerweile setzt die Dämmerung ein und wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang. Etwas später, es ist bereits völlig dunkel, kommt im Westen sogar noch der Vollmond als große gelbe Scheibe hinter den Bergen hoch. So habe ich den Mond noch nie aufgehen sehen.
Dann sehen wir ein Schild: „Graaff Reinet - 30 km“, dann 20 km und dann 10 km. Endlich beginnt die Stadt, leicht zu erkennen durch den großen Township, der sich wie immer am Stadtrand ausbreitet. Aber die Stadt selbst ist erstaunlich intakt und in ihrer historischen Substanz erhalten. Viele Gebäude sind im kapholländischen Stil errichtet und werden liebevoll gepflegt.
Unser Ziel ist heute das „Karoo Park Guesthouse“ mitten in der Stadt. Um ein Haupthaus sind mehrere kleine Häuser an der Straße und im Hof gelegen. Die Atmosphäre ist sehr familiär. Alle Gäste werden bei der Ankunft vom Besitzerehepaar begrüßt, wie alte Bekannte. Nachdem jeder seine Unterkunft bezogen hat – wir bewohnen zu zweit ein ganzes Haus mit mehreren Schlafzimmern, Küche, Bad, Wohnzimmer und einem Freisitz im Hof – treffen wir uns im Speisesaal zum Abendessen. Dort ist bereits für uns gedeckt. Es gibt ein Gericht dieser Gegend: einen ganz speziellen Schafsbraten. Es schmeckt sehr gut. Zum Abschluss des Essens serviert uns der Wirt noch einen ganz seltenen Weinbrand, den „Weißen Hund“. Weiß, weil er farblos ist und Hund, weil er beißt (in der Kehle). Er hat mehr als 60%. So gestärkt und verwöhnt gehen wir bald schlafen, denn es war ein harter Tag und morgen müssen wir wieder früh raus.

Graaff Reinet – Plettenberg Bay

17.05.2003
Noch vor dem Frühstück treffen wir uns um 6:30 zu einer geführten Tour in das „Karoo Nature Reserve“. Es ist noch dunkel und mit 16° C angenehm warm. Wir fahren mit 2 VW-Bussen, geführt von einer lokalen Reiseleiterin, die ihre Sache sehr schön macht. Der Naturpark liegt auf einem Berg, den wir in großen Windungen hochfahren. In der beginnenden Dämmerung sehen wir in einiger Entfernung Strauße und Kudus. Als wir an einem Aussichtspunkt in halber Höhe einen Halt machen, liegt mehrere hundert Meter unter uns das erwachende Graaff Reinet und hinter den gegenüberliegenden Bergen geht gerade die Sonne auf. Ein imposantes Bild. Doch es gibt noch eine Steigerung. Etwa 200 Meter höher liegt das „Valley of Desolation“ . Nach einem kurzen Fußmarsch stehen wir an der Abbruchkante, von der es fast 700 m steil nach unten geht. Es ist eine grandiose Aussicht, die nur vom Dunst in der Luft begrenzt wird. Zu unseren Füßen huschen Klippschliefer herum und über uns ziehen Adler ihre Kreise. Außer dem Rauschen des Windes herrscht absolute Stille.
So schön es ist, aber wir müssen weiter. Auf den Rückweg sehen wir noch ein paar Meerkatzen, die sich in der Morgensonne tummeln. Im Guesthaus wartet schon das Frühstück auf uns und gegen 9:30 verabschieden wir uns von unseren netten Gastgebern. Bei einem kurzen Stadtbummel besichtigen wir das Museum „Reinet House“, ein ehemaliges Pfarrhaus. Insgesamt macht die Stadt einen netten und freundlichen Eindruck. Obwohl sie eine der ältesten Städte Südafrikas ist, sieht man ihr das nicht an, weil alle Häuser liebevoll gepflegt werden.
Etwas außerhalb der Stadt liegt eine Agavenfarm. Aus diesen Pflanzen wird Likör produziert, der aber nicht Tequila heißen darf, weil dafür Mexico die Markenrechte besitzt. Sie werben für ihr Produkt mit folgendem Spruch: „Outside Mexico, Graaff-Reinet is the only place in the world that produces Agave spirit. And it’s doing so with accomplishment.“
Dann geht es aber endgültig weiter. Auf der R 75 in Richtung Süden fahren wir zunächst an großen Farmen vorbei, auf denen viele Schwarzkopf- und Angoraschafe stehen. In der Sprache der Ureinwohner, der Hottentotten bedeutet Karoo trockenes Land. Das ist hier deutlich zu erkennen. Rechts und links der Straße wächst nur noch stacheliges Buschwerk. Kurz vor Jansenville überqueren wir dir erste Bergkette. Der Ort selbst ist klein und schnell durchfahren. Am Horizont ist schon die nächste Bergkette in Sicht. Nach jeder, die wir hinter uns lassen, wird das Land grüner, aber auch die Bewölkung nimmt zu. Als wir Uitenhagen erreichen, beginnt es zu regnen. In der Stadt haben VW und Goodyear große Werke. Der Übergang zu Port Elizabeth ist wegen der vorgelagerten Industriegebiete und des riesigen Township kaum zu erkennen. 1,2 Millionen Einwohner bevölkern diese Stadt. Auch hier sieht man beim Vorbeifahren viel bekannte internationale Automarken. Wir fahren durch die ganze Stadt bis zum Strand an der Beachfront. In einem kleinem Lokal essen wir etwas zu Mittag. Da es im 3. Stockwerk liegt, können wir von oben in das Delphinarium schauen und sehen die Delphine schwimmen. Allerdings hat sich der Regen, der als Gewitterschauer begann, inzwischen zum Dauerregen ausgeweitet und trübt die Stimmung mächtig. Deshalb verzichten wir auch auf eine Besichtigungsfahrt durch Port Elizabeth und fahren auf der N2 in westlicher Richtung.
Nach Überqueren des Storms River beginnt die berühmte Gartenroute, aber außer triefender Nässe sehen wir durch die leicht beschlagenen Scheiben wenig. Offensichtlich ist das kein Einzelfall, denn wovon sollte sonst der Regenwald gedeihen, der hier wächst. An der Raststätte kurz hinter der Brücke machen wir eine kurze Pause. Auch hier sind alle Wege zwischen Parkplatz, Geschäften und Tankstelle überdacht. Das soll sicher nicht nur vor der Sonne schützen.
An so bekannten Plätzen, wie Jeffrey’s Bay und Tsitsikamma National Park müssen wir wegen des schlechten Wetters vorbei fahren. Als wir an unserem Ziel Plettenberg Bay ankommen, lässt der Regen endlich etwas nach. Für uns sind Zimmer im „Bay View“ bestellt. Zum Ausladen haben wir einen überdachten Parkplatz. Die Zimmer in der 1. Etage sind schön eingerichtet und haben eine gute Ausstattung, nur ein Kühlschrank fehlt. Sogar das Meer können wir sehen.
Zum Abendessen gehen wir in das gegenüberliegende „Med Seafood Bistro“, ein hervorragendes Fischrestaurant. Es hat eine sehr gute Küche und auch die Bedienung ist freundlich und zuvorkommend. Eine Kellnerin kommt sogar aus Deutschland. Das erfahren wir aber erst beim Verabschieden. So gehen wir zufrieden schlafen in der Hoffnung, dass der Regen auch mal alle werden muss.