Wieder in Dar Es Salam

Ich saß vor meinem Bier, schaute den Mädchen bei ihrer sehr lebendigen Unterhaltung zu und wartete auf Andreas. Die Zeit verging nicht. Mir schien er Stunden verschwunden gewesen zu sein, als er endlich aus dem Restaurant mit glänzenden Augen wieder heraus kam. Hinter dem Restaurant gab es einen großen Raum, in welchen die Inder verschwunden waren. Der Zugang wurde bewacht, so daß Niemand, Andreas ausgenommen, Zutritt hatte. Und hier, verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit tanzten die Mädchen vor den Blicken der indischen Männer nach indischer Musik. Wie Prinzessinnen aus Tausendundeiner Nacht waren sie gekleidet. Andreas war vom Anmut der Bewegungen und vom Liebreiz der Tänzerinnen so fasziniert, daß er wie gefesselt vor diesem Bild stand.
Ich war noch etwas matt vom Fieber und für Vergnügungen jeglicher Art noch nicht aufgeschlossen. Ich wollte meine Kräfte noch sammeln und für unsere Fahrt nach Mafia Island schonen. Wie vorausschauend das war, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Am nächsten morgen packten wir wieder einmal alles zusammen und gingen zum Hafen.


>Dar Es Salam am frühen Morgen<

Das fliegende Reisebüro wartete schon auf uns. Leider war das Schiff nun ausgebucht, wir hätten ja anzahlen können. Aber, für uns gäbe es natürlich noch eine andere Möglichkeit. Wir stiegen mit ihnen in einen Bus, bezahlten die Tickets, die eigentlich im Pauschalpreis enthalten hätten sein sollen und fuhren los. Die Fahrt endete eine Stunde hinter dem Stadtrand. Der weitere Transfer zur Insel würde uns Tsh 30.000 kosten und die wollten sie nun haben. Andreas traute den Agenten nicht und wollte nicht zahlen, bevor wir eines der vielen Motorboote gesehen hätten, die am Strand auf uns warten sollten. Ratlosigkeit auf der Gegenseite. Wir, wie immer in ähnlicher Situation, gingen in ein Straßenrestaurant und tranken Tee. Dazu aßen wir Chapati.
Unsere Vertragspartner kamen zurück und boten diesmal für Tsh 10.000 ein Teilpaket der vorher vereinbarten Leistung an, den Transfer zum Hafen. Für das nächste Teilstück nach Mafia Island war uns der Preis nicht zu hoch. Wir zahlten und sie setzten uns in ein Dalla Dalla. Wir hofften, daß sich das Fahrzeug für den von gezahlten Preis sofort in Bewegung setzten würde. Daraus wurde nichts. Nach einer halben Stunde war zwar noch ein älterer Herr zugestiegen, aber der Fahrer machte keine Anstalten, los zu fahren. Wir suchten unsere Geschäftspartner, ohne Erfolg. Die waren fort und wahrscheinlich feierten sie, leider ohne uns, dieses vorteilhaften Abschluß. Nach einer Stunde wurde es sehr eng im Fahrzeug und wir machten unserer Erregung Luft, daß wir für den Preis weder sofort abfuhren, noch bequem sitzen konnten. Der Fahrer klärte uns auf, er hatte für jeden Tsh 500 erhalten. Und dafür sollten wir schön still sein, wie die anderen auch. Da hatten uns die Afrikaner gezeigt, wie man gute Geschäfte macht! Mit dem Gewinn feierten sie sicher die nächsten Wochen. Nun, so hatten wir eine Spende für die Erhaltung der afrikanischen Rasse direkt, ohne Umweg über internationale Menschenhelferorganisationen, an die Männer gebracht!
Mittlerweile saßen neben dem Fahrer zwei Männer und bei uns hinten waren wir zehn Personen, von denen eigentlich nur sechs einen Sitzplatz hatten. Alle hatten Nahrungsmittel eingekauft und fuhren nun zurück in ihr Dorf. Kurz vor der Abfahrt kauften einige noch Brot und Getränke. In den Dörfern fernab der Städte war die offensichtlich mangelhaft. Oder ob die Fahrt so lange dauern sollte?
Endlich ging es los. Nein, es wurde nicht der Motor gestartet, die Hilfsmannschaft schob das Auto aus den Schatten hinaus auf die Straße. Sie schoben so lange, bis der Motor ansprang. Dann hielt das Fahrzeug an. Das hatten wir noch nicht gehabt. Ohne Starter, dafür aber mit Bremse. Das war, wie wir wußten, für die Sicherheit viel wichtiger. Nach dem der Motor 15 Minuten warm!? Gelaufen war, fuhren wir auf der Hauptstraße nach Süden. Ich weiß nicht, wie lange. Irgendwann bog der Fahrer nach links ab und die Straße war zu Ende. Die befestigte Straße. Wir hatten so eine Straße noch nicht gesehen. Sie war ungefähr 8 Meter breit, aber es gab nur eine fest gefahrene Spur. Wir mußten nicht nur ständig die Straßenseite wechseln, uns über aufgeschüttete Sandhaufen hinweg quälen sondern auch entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichen. Ich hatte den Eindruck, wir fahren auf einer Baustelle, auf der, bei vollem Fahrverkehr, zur Zeit das Baulos „Schwerer Erdbau“ abgearbeitet wird.
Nach einer Stunde Fahrt, wir waren keine 10 km weit gekommen, gab es in einem Dorf endlich einen Halt. Zwei Leute stiegen aus und wir vertraten uns die Füße und ließen und von den Afrikanern bestaunen. Am Straßenrand wurde frische Ananas in Stücken angeboten, eine willkommene Erfrischung.
Der Fahrer verhandelte mit einigen Dorfbewohnern, doch dann ging es weiter. Der Motor lief natürlich die ganze Zeit, denn es wäre es schwer geworden in dem tiefen Sand das Auto anzuschieben. Nach einigen 100 Metern kam uns ein Fahrradfahrer entgegen. Wir hielten wieder an. Der Mann verschwand und wir warteten. Viele Abläufe in Afrika sind uns Europäern sehr schwer verständlich. Doch nach einer angemessenen Zeit des Wartens klärt sich manches Unverständliche auf. So auch hier. Der Fahrradfahrer war der Tankwart! Wir hatten ihn im Dorf nicht angetroffen und so mußte er seine on road Tankstelle, ein 20 l Benzinkanister, zu uns bringen. Auch hier konnten wir natürlich den Motor nicht abstellen. Wozu auch, wir fuhren doch gleich weiter.
Eine weitere Stunde zuckelten wir auf diesen eine Straße werden wollenden Weg dahin, dann öffnete sich die Sicht und vor uns lag der Indische Ozean.
 
 


>Mafia Island<

Wir waren in einem Dorf an der Küste angekommen, offensichtlich der Endpunkt unseres Dalla Dalla. Die letzten verbliebenen Fahrgäste stiegen aus uns gingen zu ihren Hütten, wir gingen zum Ufer und schauten nach den versprochenen Motorbooten. Ohne Erfolg!