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21. Tag |
Montag, 29.07.96 |
111 Meilen |
Green River - Old Folk Flat-Camping, 30 km nördlich Huntington
In der Nacht hatten wir wieder ein Gewitter. 7.00 Uhr sind jedoch angenehme 23° C und deshalb gibt es das
Frühstück im Freien. Dann packen wir ein und fahren über die Straße zur Truck-Station. Von dort senden
wir für 1,75 $ ein Fax nach Deutschland. Beim Tanken nebenan bekommen wir sogar Rabatt auf die RV-Park-Quittung.
Kaum aus dem Ort heraus, wechseln Steppe und Wüste einander ab und in der Ferne sehen wir bizarre Berge. In Price, einer
größeren Stadt mit viel Grün zwischen den Häusern halten wir an einem riesigen Supermarkt und Kaufhaus.
Außer Alkohol, wozu auch Wein, Sekt und Bier zählen, gibt es hier alles. In einer Ecke ist sogar ein Stand mit
Schusswaffen. Und an Getränke hätten wir denken sollen, bevor wir wieder in den Mormonenstaat Utah zurückkehren.
Die Likörläden sind so versteckt, dass sie für Fremde kaum zu finden sind.
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Unita National Forest |
Wir kommen wieder in eine ruhige, bewaldete Berglandschaft. Nach Huntington geht es stetig bergauf im Unita National Forest.
Wir finden mitten in der Natur am Fluss den Campingplatz „Old Folk Flat“ mit Selbstbedienung. Toilettenhäuschen
und ein paar Wasseranschlüsse sind vorhanden. An einigen Stellplätzen stehen Schilder, für welche Zeit sie
vorbestellt sind. Wir sind die 3. Besucher. Mit Präriehunden, Eichhörnchen und Streifenhörnchen teilen wir uns
den Platz. Unser Waldspaziergang endet in der unwegsamen Wildnis. Gegen 20.30 Uhr verschwindet die Sonne hinter dem Bergkamm.
In dem riesigen Grill an unserem Stellplatz machen wir ein Lagerfeuer. Das hilft aber nicht viel gegen die schnell fallenden
Temperaturen. Angezogen haben wir schon alles, was der Kleiderschrank hergibt. In 2000 m Höhe ist es nachts auch
im Hochsommer ziemlich kalt. Auf der Lichtung hinter uns, kaum 100 m entfernt, äst friedlich ein Reh im Mondschein.
Selbst als ich es mit der Taschenlampe anstrahle, läuft es nicht weg.
22. Tag |
Dienstag, 30.07.96 |
179 Meilen |
Huntington - Salt Lake City (SLC), Campplace
Wir hatten eine herrliche, absolut ruhige Nacht. Um 7.00 Uhr steht das Thermometer bei 6° C. Das Wasser im Waschraum
ist richtig "erfrischend". Nach dem Frühstück fahren wir im Flusstal weiter bergauf. Immer wieder riegeln kleinere Dämme
den Fluss ab und es bildeten sich Stauseen. Es geht immer noch bergauf, bis in 2.300 m Höhe der
Pass erreicht ist. Auch kleinere Schneefelder sind noch zu sehen. Einige Straßenschilder sind mit Einschusslöchern
versehen. Da sind offenbar übermütige Cowboys vorbeigekommen.
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Salt Lake City |
Langsam vollzieht sich ein Wechsel von einsamer, friedlicher Natur zum industriellen Ballungsraum. Kurz vor Salt Lake City
biegen wir von der Interstate ab zur Kennecott Copper Mine, dem größten Kupfertagebau der Welt. Während des
laufenden Betriebes kann man für eine geringe Gebühr die Mine besichtigen. In Serpentinen windet sich die Straße
im Betriebsgelände bis zum Visitor Center an dem oberen Rand des großen Loches. Dort befindet sich eine Aussichtsplattform,
von der man 800 m in die Tiefe dieses Trichters schauen kann: Es ist gigantisch. Im Visitor Center ist die Geschichte der Mine,
die Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers und was nach dem Jahr 2000 aus dem Tagebau werden soll, wenn das Kupfer zu Ende gegangen
ist, anschaulich dargestellt. Er wird in einen großen, von Wald umrandeten See umgestaltet werden.
Wir fahren weiter in die City von SLC. Am Visitor Center finden wir einen bewachten Parkplatz. Ausgerüstet mit einem
Stadtplan beginnen wir die Besichtigung. Wir laufen am Salt Palace Convention Center entlang, einem großartigen modernen
Bau, zum Weltzentrum der Mormonen, dem Historic Temple Square. Auf dem 2,5 ha großen Platz befinden sich in
parkähnlicher Umgebung mehrere religiöse Gebäude. Der Temple (darf nur von Mormonen betreten werden), ein
wuchtiger Bau aus Granitquadern, der 1853-1893 gebaut wurde. Das Tabernacle, ein riesiger ovaler Kuppelbau aus dem Jahr 1867,
ist ein akustisches Wunderwerk mit einer interessanten Holzarchitektur und einer Orgel mit 11000 Pfeifen. Der Architekt unseres
Gewandhauses könnte sich hier einiges abgeschaut haben. Die Assemble Hall, eine neugotische Kirche.
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Am Tabernacle sprechen uns mehrere Hostessen an und sie sind richtig traurig, dass sie nicht deutsch sprechen können. Wir
sind froh, führerlos zu bleiben, denn zum mormonischen Glauben möchten wir nicht unbedingt bekehrt werden. Obwohl die Mormonen
alles nette Leute sind. Nur an ihre speziellen Eigenheiten könnte ich mich schwer grwöhnen. Trotz der
hohen Temperaturen sind die Herren im dunklen Anzug und die Damen im Kostüm unterwegs. Östlich des Temple Square erhebt sich der
Komplex des Church Office Building & Plaza, die administrative Zentrale der Kirche. Das 28-stöckige Hochhaus sieht wie
ein Bankgebäude aus. Mit dem Aufzug fahren wir nach oben und haben einen phantastischen Blick auf die gesamte Stadt mit den
Bergen im Hintergrund, den Temple Square und das Capitol, umgeben von blühenden Gärten.
Als wir uns müde gelaufen haben, holen wir unser Mobil vom Parkplatz und fahren auf die Interstate 80, an der unser Campingplatz
ein paar Häuserblocks entfernt vom Stadtzentrum liegt. Es ist ein schöner Platz mit großen Bäumen, die Schatten
spenden und Sitzplätzen auf der Wiese. Im Pool nehmen wir erst einmal ein Bad, ehe es an das Koffer packen geht. Ein super
Abendessen bekommen wir in einem urigen Steakhouse gleich nebenan. Das Bier zum Essen wird unter dem Siegel der Verschwiegenheit
gebracht und muss auch extra bezahlt werden, weil es nicht auf der Rechnung erscheinen darf.
23. Tag |
Mittwoch, 31.07.96 |
10 Meilen |
Salt Lake City, RV-Rückgabe, Stadtbesichtigung
Die Nacht war durch die Nähe der Interstate ein wenig geräuschvoll. 9.00 Uhr ist unser RV blitzblank und alles
ist eingepackt. Nach 13 Minuten Fahrzeit stehen wir auf dem Hof von Cruise America. Bei der Übergabe gibt es keine Probleme.
3984 Meilen (6415 km) sind wir auf Amerikas Straßen gefahren. 2 Unfälle sahen wir in dieser Zeit. Da passiert bei uns
zu Hause an einem Tag mehr. Als die Übergabe perfekt ist, kommt auch das gelbe Taxi wieder und bringt uns zum Hotel. Mit dem
Zimmertelefon haben wir diesmal kein Glück, um unseren Rückflug bestätigen zu lassen.
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So machen wir uns mit dem
Shuttle-Bus des Hotels auf den Weg. Für 0,75 $ bringt uns der Flughafenzubringer in das Stadtzentrum. Im Stadtzentrum selbst
sind die öffentlichen Verkehrsmittel frei und dazu noch behindertengerecht.
Wir streifen durch die 2 großen
Einkaufszentren, ZCMI Center und Crossroads Plaza, und finden ein paar Kleinigkeiten, die uns später einmal an unsere super
Reise erinnern sollen. In die Nähe unseres Hotels gibt es keine Buslinie. Also nehmen wir wieder den Umweg über den
Flughafen. Danach folgt ein ausgiebiges Baden im Hotel-Pool, bevor uns der Hotelkoch mit dem Abendbrot verwöhnt.
24./25. Tag |
Donnerstag/Freitag, 01./02..08.96 |
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Rückflug
Gegen 7.00 Uhr beenden wir eine unruhige Nacht. Der Lärm kommt nicht durch die Nähe des Flughafens, sondern von der
Interstate. Wieder beginnt ein strahlender Tag. Schnell sind die paar Sachen eingepackt und wir genießen in aller Ruhe ein
letztes fürstliches Frühstück. Getränke gibt es wieder unbegrenzt, der Kaffee ist heute allerdings kein
Muntermacher.
Der Hotelshuttle bringt uns zum Airport. Am Check-In Schalter von United Airlines geht es trotz einer langen Schlange zügig
voran. Die Sicherheitskontrolle ist lasch. Wir hatten mit dem Gegenteil gerechnet, nach dem Flugzeugabsturz vergangene Woche in
New York. Pausenlos starten und landen Maschinen. Endlich kommt auch unsere B 737 aus Denver. Mit 15 Minuten Verspätung
heben wir ab. Ich plaudere mit meinem Nachbar, einen Amerikaner, der zu seiner Arbeitsstelle in Österreich fliegt.
Pünktlich landen wir in Chicago. Hier müssen wir 4 Stunden auf den Anschlussflug warten. Wir schauen, dass unser
Gepäck nicht versehentlich ausgeladen wurde. Mit der Airport-Shuttle-Bahn machen wir eine Besichtigungsfahrt zu allen
5 Terminals. Von dem Rollfeld des internationalen Terminals, das wir im Blick haben, startet aller 55 sek. ein Flugzeug.
Gleichzeitig landet auf der benachbarten Piste im gleichen Abstand eine Maschine. Es ist eine logistische Meisterleistung,
welche die Leute hier vollbringen.
Eigentlich sollte unser Abflug 8.25 pm Ortszeit sein, verzögert sich aber um 40 Minuten. Das Laden der Container und Koffer
nimmt so viel Zeit in Anspruch. Ungefähr 15 min. rollen wir auf dem Flugfeld umher, ehe die Boing 747 in Startposition ist.
Endlich heben wir ab. Inzwischen ist es dunkel geworden. Unter uns sehen wir Chicago bei Nacht, ein buntes Lichtermeer, durchzogen
von geradlinigen Lichterbändern, den Straßenzügen. Wir drehen ab nach Norden über den Michigansee, groß
wie ein Meer schimmert er im Mondlicht. Nach einer halben Stunde erneut ein Lichtermeer, Toronto am St. Lorenzstrom. Zum Abendessen
gibt es u. a. auch deutsches Bier, hatte da doch schon Jemand Entzugserscheinungen? Auf den Bildschirmen flimmert ein Film mit
Robert Redford und im Kopfhörer ist der deutsche Ton. Das Schlafen ist nicht so das Wahre in den engen Sitzen. Die Nacht ist
zum Glück ziemlich kurz, da wir die Uhr 7 Stunden vorstellen müssen. Tief unter uns liegt der Atlantik. Er ist aber nur
durch vereinzelte Löcher in der Wolkendecke zu sehen. Es sieht aus wie europäisches Schmuddelwetter. Dann sehen wir
Großbritannien, keine geraden Linien mehr wie in Amerika. Ein bunter Flickenteppich aus Feldern liegt unter uns, wir sind
wieder in Europa. Kurz darauf entdecken wir einen großen Fluss: den Rhein. Bei der Zwischenlandung in Frankfurt kommt uns
alles klein, eng und provinziell vor. Leipzig mutet an wie ein Feldflugplatz. Prompt fehlt auch noch ein Koffer. Aber das macht
uns nun fast nichts mehr aus. Auf der Heimfahrt plaudern wir mit dem Taxifahrer übers Wetter. Es fällt schwer, sich
nach so einer Reise wieder an den Alltag zu gewöhnen.
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