Von Vancouver bis Vernon


Die Fahrt beginnt - Von Vancouver am Fraser River entlang nach Harrison Hot Springs
Mi, 04.09.02
Die Nacht war empfindlich kalt: draußen ist es nur 12 °C, als wir aufstehen. Munter sind wir wegen der Zeitverschiebung ohnehin sehr zeitig und für 7:00 sind alle zum gemeinsamen Frühstück ins Haus eingeladen. Frau Kuhnke hat sich sehr viel Mühe gemacht und alles wunderschön vorbereitet. Im First-class-Hotel könnte es nicht besser sein.
Danach macht Herr Kuhnke mit den ersten 4 Familien je eine Probefahrt mit Einweisung zum Supermarkt. Als diese 4 abgefertigt sind, schließen wir noch eine VIP-Versicherung ab (senkt die Selbstbeteiligung bei einem ev. Unfall von 3000 auf 300 CAN$), klären noch ein paar Kleinigkeiten und kommen gegen 11:00 vom Hof. Weil wir alte Hasen sind, können wir auf eine Probefahrt unter Aufsicht verzichten.
Wir fahren in Richtung Osten nach unserer geplanten Route, die ersten Meter etwas unsicher aber mit Dirk auf dem Beifahrersitz als "Navigator" brauche ich mich nur auf den Verkehr konzentrieren. Das Gebiet hier ist flach und von einer Vielzahl paralleler Straßen sowohl in Ost-West- als auch Nord-Süd-Richtung durchzogen. Die so entstandenen Vierecke beherbergen meist Farmen. Ab und zu unterbricht eine kleinere Ansiedlung die landwirtschaftliche Nutzung.
In Langley haben wir jedoch beide nicht aufgepasst und offensichtlich einen Abzweig nicht mit bekommen. Langsam werden die Straßen immer leerer und auch die Himmelsrichtung stimmt nicht richtig. Auf den ungenauen Karten finden wir unseren Standort nicht, weil das alles nicht eingezeichnet ist. Wir wissen nicht mehr, wo wir sind. Also nehmen wir unser GPS-Navigationssystem in Betrieb: Notebook hochfahren und Empfänger aufs Dach. Als es läuft, müssen wir feststellen , dass wir uns kurz vor der USA-Grenze befinden. Wir biegen links ab und fahren wieder nach Osten.
Das Wetter ist ideal. Nach dem kalten, klaren Morgen ist es jetzt sonnig bei etwa 20° C. Zu Hause nennt man diese Wetterlage Altweibersommer, hier heißt es Indian Summer. Langsam macht sich der Hunger bemerkbar und wir suchen eine Einkaufsmöglichkeit. In der Nähe von Aldergrove entdecken wir einen Coop-Supermarkt und kaufen das Nötigste für die nächsten Tage. 110 $ stehen auf der Rechnung. Auf dem großen Parkplatz stehen wir schön gerade und auch niemandem im Weg. Deshalb machen wir gleich Mittagspause. Da gibt es aber nur Brot und Obst. Warmes Essen wird abends gemacht. Das hat sich bei solchen Fahrten aus unserer Sicht bewährt.
Nach 30 min geht’s weiter. Wir sind zwar jetzt wieder auf der vorgesehenen Route, dem Hwy 1, der Trans Canada Highway oder kurz TCH heißt, aber viel später als geplant. Unter Highway stellen sich Europäer vielfach eine Autobahn vor. Das ist aber nicht richtig. Highway bedeutet nur eine Fernverbindung, die manchmal so wie hier mehrere Spuren pro Richtung aufweist. Bei Abbotsville überqueren wir den Fraser River und fahren auf dem Hwy 7 an dessen nördlichen Ufer entlang. Die Landschaft hat sich verändert. Die kurvenreiche Straße führt jetzt durch malerisches bewaldetes Bergland. Da es für unser ursprüngliches Ziel zu spät ist, sucht Gudrun während der Fahrt einen Campingplatz an der Strecke. Wir entscheiden uns für den "Sasquatch Springs Resort" in Harrison Hot Springs. Das sind etwa 100 km weniger, als geplant.
Der Platz erweist sich dann auch als recht schön zwischen einem Berghang und einem Bach gelegen. Die Dame an der Reception spricht sogar ein paar Brocken Deutsch. Sie ist sichtlich froh, dass wir kein Feuer anmachen wollen, denn es ist alles sehr trocken. Unser Stellplatz ist mit Wasser-, Strom- und Abwasseranschluss ausgerüstet - als Full-Hookup bezeichnet. Dadurch können wir gleich den Wassertank wieder auffüllen und das Abwasser entsorgen. Nachteile dieses Campgrounds sind der katastrophale Zustand des Duschraumes und der hohe Preis.
Ein kleiner Spaziergang führt uns zum nahegelegenen See. Am Strand findet gerade ein Wettbewerb im Modellieren von Skulpturen aus Sand statt. Mit viel Detailtreue gestalten die einzelnen Künstler oder Gruppen ihre teils mannshohen Gebilde. Beim nächsten Regen ist alles wieder weg.
Dann kocht uns Gudrun was leckeres zum Abendessen und ich probiere dazu eine Büchse kanadisches Bier aus dem Lebensmittelpaket. Da weiss ich dann gleich, welche Sorte ich nicht wieder kaufen werde. Zum Glück bekommt man hier auch aus Europa importiertes Bier zum gleichen Preis.
Karte zur Orientierung

Über Hope und den Mannings NP nach Hedley
Do, 05.09.02
Gegen 7:00 stehen wir auf, immer noch von der Zeitverschiebung geschädigt. Nach einem ausgiebigen Frühstück koppeln wir alle Leitungen ab und verlassen den Campingplatz. Auch heute wird wieder sonniges Wetter. Als in der ersten Kurve die Seifenschale vom Waschbecken runterfällt, beschließen wir, uns eine Checkliste zu machen, die künftig vor jeder Abfahrt abgearbeitet wird.
Unser erstes Ziel heute ist eine Tankstelle. Da der Tank bei Übernahme nur reichlich halb voll war, steht die Nadel der Benzinanzeige schon bedenklich nahe der Marke "Empty". Der nächste größere Ort ist Hope. An einer kleinen Shell-Station dauert es fast 10 min, bis die 120 l in den Tank geflossen sind. Der Liter kostet hier 69,9 Cent mit Bedienung. Das System ist wie bei uns: in Ballungsgebieten ist es billiger als in einsamen ländlichen Gebieten.
Das Gegend ist geprägt von vielen, steilen, aber meist bis oben bewaldeten Bergen. Hier führte früher eine Eisenbahnlinie durch, die Kettle Valley Railway von Nelson nach Vancouver. Inzwischen (seit 1961) ist sie still gelegt, weil wahrscheinlich alles nur Auto fährt. Von einem besonders markanten Stück wurden die Schienen abgebaut und aus dem ehemaligen Bahndamm ein Wanderweg geschaffen, der Othello-Trail. Der Weg führt durch 13 Tunnel und über die dazwischen liegenden Brücken. Diese ingenieurtechnische Meisterleistung wurde erst 1913 fertiggestellt.
Zur Weiterfahrt wollen wir auf den Hwy 3 in Richtung Keremeos. Da sich kurz hinter Hope viele Straßen treffen, müssen wir höllisch aufpassen, um bei den vielen Schleifen, Auf- und Abfahrten die richtige zu bekommen. Wir packen es und wir bewegen uns nun in einem tiefen Tal zwischen steilen Bergen durch den Mannings NP.
Nahe beim Visitor-Center befindet sich die Auffahrt zum Mannings View-Point. Eine schmale asphaltierte Straße windet sich in vielen Serpentinen bis auf 1686 m hoch. Ich hoffe die ganze Zeit, dass uns nicht ein genau so großes Gefährt entgegenkommt. Wir haben Glück. Und der Aufstieg hat sich gelohnt: von hier oben bietet sich eine wundervolle Aussicht auf die umliegenden Schnee bedeckten Gipfel, die teilweise über 2000 m hoch sind. Während wir uns umsehen, huschen laufend zahme Hörnchen um unsere Füße. Ein großes Schild weist darauf hin, dass füttern von Wildtieren ungesetzlich sei. In einem Auto, dessen Tür offen stand, suchen sie sich gleich selbst was zu fressen. Auch die hier lebenden Vögel, die Nutcracker, sind sehr zahm. Dann wagen wir uns an den Abstieg und lassen uns langsam den Berg hinab rollen.
Nach verlassen des Manning NP geht es in Richtung Norden durch Princeton. Das Städtchen bietet außer dem Abzweig zum Hwy 5 aber wenig, so dass wir nicht erst anhalten. Die Sonne ist inzwischen von Wolken verdeckt und auch die Umgebung sieht eher trist und öde aus. Da es schon später Nachmittag ist, sehen wir uns nach einem Campingplatz um. Den ersten, der im Verzeichnis stand, verlassen wir wieder, weil er zu primitiv ist. Etwa 5 km vor Hedley finden wir dann den Riverhaven RV-Park. Er liegt an einem Gebirgsbach und ist sehr gepflegt und dazu noch preiswert. Das Personal ist nett und freundlich und es gibt alles, was man braucht. Für eine Zwischenübernachtung sehr zu empfehlen. Abends erleben wir ein paar kurze Schauer und machen es uns deshalb innen bequem.
Karte zur Orientierung

Durch das Okanagan-Valley nach Vernon
Fr, 06.09.02
Als wir morgens aufstehen, sind draußen nur 7 ° C, aber die Sonne scheint wieder. Es geht weiter auf dem Hwy 3 nach Osten. Er verläuft immer am Ufer des Similkameen River entlang und das Flusstal wird immer breiter. Da ist eine landwirtschaftliche Nutzung natürlich sinnvoll. So haben dann auch die umliegenden Farmen am Ortsrand von Keremeos viele Obst- und Gemüse-Stände an der Straße aufgebaut, wo man alles frisch und preiswert kaufen kann. In Keremeos biegen wir nach Norden auf Hwy 3A ab. Dann stoßen wir auf den Hwy 97 und durchfahren Penticton. Am nördlichen Stadtrand beginnt der über 100 km lange Okanagan Lake. Die hügelige Landschaft ringsum ist es sehr trocken. Das Gras ist braun und es hat sicher lange nicht geregnet. Aber auch hier gibt es am Straßenrand viele Obst- und Gemüsemärkte. Ungefähr in der Mitte des schmalen, langgestreckten Sees gibt es eine Brücke. Weil der See so tief ist, konnte sie nur in Pontonbauweise ausgeführt werden. Trotzdem hat sie 2 Spuren in jede Fahrtrichtung. Am Ostufer liegt dann die Stadt Kelowna, in deren Zentrum wir einen kleinen Bummel machen. Am nördlichen Stadtrand befinden sich riesige Supermärkte . Hier füllen wir vor der Weiterfahrt noch mal unsere Vorräte auf.
In Vernon biegen wir nach links auf eine Parallelstraße zum Hwy 97 ab, um zum Campingplatz am Swan Lake zu gelangen. Mit dem RV "Park" verbunden ist eine kleine Tankstelle mit Shop. Alles wird von einem Schweizer verwaltet, der natürlich deutsch spricht. Wir buchen Full Hookup für 26,75 $. Der Platz liegt direkt am Swan Lake. Gegenüber am anderen Seeufer kann man den Verkehr auf dem Hwy 97 sehen. Der See ist zum Baden aber absolut nicht geeignet, weil er mit Wasserpest verseucht ist. Ingesamt macht der ganze Platz einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Für eine Nacht geht es gerade so, aber empfehlen können wir ihn nicht.
an einer Nebenstraße.
Nach dem Kaffeetrinken machen wir noch einen kleinen Ausflug und klettern auf einen Hügel, der sich unmittelbar hinter dem Platz erhebt. Von oben hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung und auch unser Platz sieht von hier ganz freundlich aus.
Karte zur Orientierung