01.05.06 Varadero – Havanna
Heute soll unsere Rundreise beginnen. Nach dem Frühstück werden die Koffer gepackt und dann genießen wir ein letztes Mal den
schönen Strand. Pünktlich 12:00 Uhr stehen wir an der Reception und geben unsere Keycard ab. Die „All-Inclusive-Bändchen“
dürfen wir behalten und für die Koffer gibt es einen Aufbewahrungsraum. So können wir uns bis zur Abholzeit noch frei in der Anlage
bewegen. Da nutzen wir erstmal das Mittagsangebot, denn wer weiß, wenn wir wieder was bekommen. Dann spazieren wir noch mal durch die Anlage
und machen ein paar Bilder, zu denen wir bisher nicht gekommen waren.
Um 14:30 Uhr sitzen wir am Eingang und warten auf unseren Bus. Als er dann endlich 20 min später kommt, steigt noch ein weiteres deutsches Ehepaar
ein. Es werden noch ein paar Hotels auf der Halbinsel Varadero angefahren und am Ende sitzen über 40 Leute im Bus. Das kann ja heiter werden mit
so einer riesigen Reisegruppe. Unser Begleiter ist Francesco. Er erzählt uns, dass er in Havanna Germanistik studiert. Als wir durch Matanza fahren,
gibt er uns viele Infos über seine Heimatstadt. Auch zu Havanna gibt er uns einen Überblick. Als wir dann fast da sind, erklärt er, dass
8 Personen in der Altstadt wohnen werden und alle anderen in einem großen Hotel am westlichen Ende ´der Uferpromenade, des Malecon. Wir
gehörenzu den 8 Altstadtbewohnern. Als wir am Hotel „Armadores de Santander“ ankommen, verabschiedet sich Francesco – er hatte nur
die Aufgabe, uns abzuholen. Wir wissen lediglich, dass wir morgen 9:00 Uhr im Foyer des Hotels abgeholt werden.
Wir begeben uns zur Hotel-Rezeption und checken ein. Es ist ein schön renoviertes altes Haus mit viel Stuck und Marmor, welches den Charme der
30er Jahre ausströmt. Der Kofferträger bemächtigt sich unseres Gepäcks und bringt uns zu unserem Zimmer. Das ist zwar nicht groß,
aber hoch, mindestens 6 m. Das schlimmste ist jedoch, dass es kein Fenster hat. Wir sind mächtig enttäuscht. Der Kofferträger bedeutet uns,
dass wir noch nicht auspacken sollen. Er wird sich darum kümmern. Nach wenigen Minuten kommt er mit einem anderen Schlüssel zurück. Das
kostet natürlich einen Peso extra. Das neue Zimmer hat sogar einen kleinen Balkon und wir haben einen herrlichen Blick über die Bucht und den
Hafen.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben, machen wir einen ersten Entdeckungsbummel durch Havanna. Er führt uns am Ufer der Bucht entlang, um die
herum die 2,5-Millionen-Stadt gewachsen ist. Am Kai liegt gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff. Entlang der Uferpromenade ist viel Leben und Treiben.
Kleine Kioske bieten Souvenirs, Getränke und Snacks an, Einheimische versuchen ihr Anglerglück und viele Touristen bummeln herum. Kinder fragen
nach Bonbons und Kugelschreibern, fliegende Händler wollen irgendwelche Dinge verkaufen und Fahrrad-Rikschas bieten ihre Dienste an. Daneben flutet
der Verkehr auf mehreren Fahrspuren. An der Mündung der Bucht ins Meer liegt auf dem gegenüberliegenden Ufer die gewaltige Festung
„El Morro“ und ganz vorn an der Spitze weist ein Leuchtturm der Schifffahrt den Weg.
Als wir uns gegen 20:00 Uhr auf den Rückweg machen, wird es schon langsam dunkel und wir beeilen uns, um vor der völligen Dunkelheit unser
Hotel zu erreichen. Manch begehrliche Blick trifft meinen großen Fotoapparat und nach den Erzählungen anderer Cuba-Reisender möchte
ich das Unheil nicht herausfordern. Aber vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein.
Wieder zurück im Hotel zeigt sich ein Nachteil unseres neuen Zimmers: vom Fester schaut man direkt auf eine Hauptverkehrsstraße mit dem
entsprechenden Lärm und den Abgasen. Aber auch im Dunkeln bieten die Lichter des Hafens eine schöne Aussicht. Das Fenster jedoch bleibt
während der Nacht zu.
02.05.06 Havanna
Nach einer unruhigen Nacht begeben wir uns gegen 8:00 Uhr in den Frühstücksraum in der 1. Etage. Es sind nur wenige Gäste da, aber das
kleine Buffet reicht auch nicht für viele. Es passt alles auf einen kleinen Tisch. Ein wenig Wurst und Käse, halbierte gekochte Eier, Toastbrot,
Gebäck und etwas Obst sind alles. Auf einem 2. Tisch stehen Vorratsbehälter, aus denen man Kaffe, Milch oder heißes Wasser zapfen kann.
In der gegenüberliegenden Ecke gibt es Mango- oder Orangensaft. So hungern wir uns, verwöhnt von Varadero, durch das nicht sehr üppige
Menü. Begleitet wird das Ganze von einem jungen Geiger, der uns offenbar als Versuchskaninchen für seine Übungen auserkoren hat. Wir sind
jedes Mal froh, wenn er für einige Momente den Bogen aus der Hand legt.
Als wir kurz vor 9:00 Uhr in das Foyer kommen, ist unsere künftige Reiseleiterin schon da. Sie ist etwa Mitte 30 und macht einen sympathischen Eindruck.
Sie heißt Amarily und ihre spanische Abstammung sieht man ihr deutlich an. In einem hervorragenden Deutsch erläutert sie uns einige Dinge zum
Ablauf der nächsten Tage. Auf ihrem T-Shirt prangt der Schriftzug „Cubanacan“. Das ist der Veranstalter unserer Rundreise hier.
Unsere Gruppe ist inzwischen auf 12 Personen angewachsen – eine vernünftige Größel. Drei Teilnehmer kommen aus der (deutsch sprechenden) Schweiz, zwei
sind Polen, die ganz gut deutsch sprechen und der Rest verteilt sich auf verschiedene Ecken Deutschlands.
Dann geht es auch schon los – zunächst zu Fuß. An dem nahe gelegenen Rum-Museum sind wir gestern schon vorbeigelaufen. Ein Mitarbeiter
des Museums führt uns durch die Ausstellung und erklärt uns auf Deutsch den Herstellungsprozess und die Unterschiede der verschiedenen Sorten.
Der fertige Rum wird durch Holzkohle gefiltert und mehrere Jahre in Eichenfässern gelagert und erhält so seine Färbung. Je dunkler er ist,
umso älter und besser ist er. Aber das ist alles viel besser unter
http://www.cuba-erleben.de/Rum.htm
erklärt. Nach einer Kostprobe am Ende des Rundgangs erhält jeder noch eine 0,7 l Flasche „Havanna-Club" als Geschenk.
Anschließend bummeln wir durch die Gassen der Altstadt und erhalten viele Erläuterungen zu den verschiedenen Gebäuden. Einige Häuser
sind schön restauriert, andere ziemlich verfallen.
Dann besichtigen wir das Stadt- oder Havanna-Museum am „Plaza de Armas“. Es zeigt Sammlungen, die einen historischen Überblick über
die Stadt geben, von der Gründung bis zur Gegenwart. Das Museum ist im barock gestalteten ehemaligen Wohnsitz der kolonialen Gouverneure der Insel
untergebracht. Die wichtigsten Räume sind den cubanischen Unabhängigkeitskriegen gewidmet, wie der Flaggenraum, wo die originale cubanische
Flagge ausgestellt wird, oder die Flagge, die von Carlos Manuel de Céspedes im ersten Unabhängigkeitskrieg benutzt wurde (1868), sowie
verschiedene Flaggen, welche die spanischen Kolonialmacht nutzte. In der Kunstsammlung werden Gemälde, Porzellan, Silber- und
Bronzegegenstände und historische Möbel gezeigt. In den unteren Räumen sind verschiedene Kutschen zu sehen. Wie in den meisten
cubanischen Museen, ist auch hier das Fotografieren nur gegen Gebühr erlaubt. In den Räumen ist derart viel Personal unterwegs, dass ein heimlicher
Schnappschuss absolut unmöglich ist.
Auf dem Platz vor dem Museum steht zwischen großen, uralten Bäumen ein Denkmal von C. M. de Céspedes. 1868 rief der Plantagenbesitzer
von seiner Zuckermühle in Manzanillo aus alle Cubaner zum Kampf gegen die spanische Kolonialmacht auf. Er ließ alle seine Sklaven frei und
forderte sie auf, sich an dem Kampf zu beteiligen. Am 10. April 1869 wurde er zum Präsidenten der im Untergrund gebildeten kubanischen Republik g
ewählt. 1874 fiel er im Kampf gegen die spanischen Kolonialtruppen.
Von dort führt uns unser Weg in das 1923 gebaute Hotel „Ambos Mundos“ in der Calle Obispo. Dort stieg Hemmingway immer ab, wenn er in
Havanna weilte, bevor er sein eigenes Anwesen hatte. Dabei nutzte er immer ein Eckzimmer in der obersten Etage, welches im Originalzustand zur
Besichtigung frei gehalten wird. Leider wird es gerade renoviert. Dafür schauen wir kurz in die nahe liegende Bar, wo er immer seinen
„Mojito“ trank. Vor lauter Touristen kann man jedoch kaum etwas sehen.
Da ist es draußen viel schöner. An jedem Platz befindet sich ein kleines Straßencafe mit überdachtem Freisitz. Meist machen ein
paar Künstler Musik. Bei 30° C würde auch uns eine Erfrischung gut tun. Doch wir müssen zum Mittagessen. Dazu suchen wir unseren Bus,
der am Plaza de la Catedral auf uns wartet. Es ist ein ziemlich neues Modell der brasilianischen Firma „Marco Polo“. Er hat Sitze für
22 Fahrgäste, so dass wir 12 genügend Platz haben. Nach der Hitze draußen empfinden wir die Klimaanlage als sehr angenehm. Norbert,
der Busfahrer, steuert uns auf der Uferstraße, dem Malecon, bis an dessen westliches Ende. Dabei kommen wir an vielen verfallenen Gebäuden
vorbei. In den 30er Jahren war hier mal das Nobelviertel mit vielen Hotels, Casinos, Restaurants usw. Das hat sich inzwischen verlagert und befindet
sich jetzt dort, wo wir gerade hinfahren, im Stadtteil „Miramar“. Dieses Gebiet besteht fast nur aus Villengrundstücken, in denen auch die
Botschafter vieler Staaten residieren.
Das Restaurant, welches wir besuchen, ist auch recht ordentlich. Es scheint jedoch nur Touristengruppen vorbehalten zu sein, denn wir sind die einzigen
Gäste. Später kommt noch eine englischsprachige Reisegruppe herein. Wir bekommen erst mal eine Gemüsesuppe und können dann wählen
zwischen Huhn, Schwein oder Rind. Die Bestellung managt Amarily für uns. Aber die Getränke ordern wir schon selbst: Aqua minerale, Coke oder Cerveza,
das Bier. Die 0,3 l Büchse „Bucanero“-Bier kostet 2,5 CUC. Diese Sorte kann man trinken, genau wie das „Cristal“, welches im
Geschmack kaum anders ist. Während des Essens baut in einer Ecke des Saales eine Musikgruppe ihre Instrumente auf und bietet uns cubanische Folklore dar.
So körperlich und geistig gestärkt, klettern wir wieder in den Bus und machen eine kleine Stadtrundfahrt. Sie führt über den
Zentralfriedhof zum Revolutionsplatz. Er ist der größte Platz Havannas und wird für Aufmärsche genutzt. Gerade werden die letzten
Teile der Tribüne der Kundgebung zum 1. Mai demontiert. An der Südseite des Platzes befindet sich neben einem riesigen Obelisk ein Denkmal von
Jose Marti, dem Nationalhelden Cubas. An den anderen Seiten stehen verschiedene Regierungsgebäude.
Auf Wunsch mehrerer Teilnehmer unserer Gruppe besuchen wir dann ein staatliches Zigarrengeschäft. Das Innere ist im Halbdunkel gehalten und gibt
dem ganzen eine geheimnisvolle Atmosphäre. Amarily kennt sich als Nichtraucherin erstaunlich gut aus und kann den Kauf-Interessenten wertvolle
Hinweise zur Auswahl der geeigneten Sorte geben. Die Marken-“Havannas“, wie Cohiba, Trinidad oder Montechristo kosten zwischen 5 und 15 Euro.
Obwohl das nur etwa halb so viel ist, wie man in Europa bezahlt, dämpft der Preis die Kauflust etwas. Aber auch andere wertvolle Dinge, wie Rum
oder Kaffee kann man hier bekommen. Alles ist garantiert echt, nicht wie die Angebote der Schwarzhändler auf der Straße.
Der weitere Weg führt uns zum Capitol. Es ist dem Capitol in Washington nachempfunden (wie übrigens auch der Regierungssitz in Port au Prince
im Nachbarstaat Haiti, wo die USA ihr Unwesen getrieben haben).
http://de.wikipedia.org/wiki/Haiti
Anfangs
diente es auch als Sitz des Parlaments, beherbergt heute jedoch verschiedene andere Institutionen. Am Hauptbahnhof (einem Kopfbahnhof) vorbei, kehren
wir schließlich zu unserem Hotel zurück Schräg gegenüber befindet ein Laden, wo man seinen Einkauf nur mit CUC bezahlen kann.
Von der Büchse Bier über T-Shirt bis zum Wasserhahn wird ein breites Spektrum von Artikeln angeboten. Wir brauchen aber nur ein paar Flaschen
Mineralwasser, um die Wärme hier zu ertragen.
Nachdem wir uns im Hotel ein wenig erholt haben, machen wir einen Stadtbummel auf eigene Faust durch die Vieja, die Altstadt. Zunächst suchen wir
nach einer Wechselstube (Cambrio), um unsere Vorräte an CUC zu ergänzen. Am „Plaza de San Franzisco“ (nach der Franzikaner-Kirche)
finden wir auch bald eine in einem imposanten Gebäude. Als wir hinein gehen wollen, ist geschlossen. Doch als ich noch beim Lesen der
Öffnungszeiten bin, wird von innen von einem Sicherheitsbeamten auf gemacht und wir dürfen hinein. Offenbar wurden wir als
vertrauenswürdig eingestuft. Unser 50-Euro-Schein wird gegen das Licht gehalten und wir erhalten dafür 56 CUC. Den Pass will dabei niemand
sehen. 20 m weiter stoßen wir auf die Hauptpost. Dort scheint gerade eine Warenlieferung angekommen zu sein, denn es gibt eine große
Auswahl an Postkarten. Als wir am nächsten Tag wieder hier vorbeischauen, sind die Regale fast leer. Wir entscheiden uns für Karten mit
aufgedruckter Briefmarke. Das ist uns von einem Reiseleiter empfohlen worden. „Bei der Hitze und hohen Luftfeuchte können sich
herkömmliche Briefmarken manchmal ablösen.“ meinte er. Und dann werden die Karten nicht befördert. Nach dem ganzen Stress
entspannen wir uns in einem kleinen Cafe unter Sonnenschirmen bei einem kühlen Getränk und cubanischer Folklore.
03.05.06 Havanna – Pinar del Rio – Viniales – Havanna
Heute machen wir die erste richtige Fahrt. Durch das vornehme Viertel hindurch, wo die meisten Botschafter residieren, verlassen wir die Stadt in
nordwestlicher Richtung. Am Beginn der Autobahn ist ein großer Platz mit vielen Menschen.
Solche Plätze gibt es in jeder größeren Ortschaft, wo die Fernstraßen beginnen. Weil die Transportkapazität völlig
unzureichend ist, sind alle Fahrzeuge von staatlichen Betrieben und Behörden (das sind etwa 90% aller Autos) verpflichtet, Anhalter mitzunehmen.
Damit das Chaos nicht zu groß wird, regelt ein Mensch in gelber Uniform, wer wo mit fährt. Da kann es öfter passieren, dass 30 Personen
in der Mulde eines großen Kippers stehen. Damit die Leute da rein kommen, gibt es an diesen Punkten eine hölzerne Treppe, so eine Art Gangway.
Auch Dächer gegen Sonne und Regen sind an diesen Punkten installiert. Wie das ist, wenn einer der hier immer sehr intensiven Regengüsse
während der Fahrt auf dem Kipper herunter kommt, wage ich mir gar nicht vorzustellen. Da stehen die Leute dann wahrscheinlich bis zu den Knien im
Wasser, abgesehen davon, dass sie ohnehin bis auf die Haut durchnässt sind. Arme Cubaner, ihr müsst hart im Nehmen sein. So ist eine Reise noch
ein richtiges Abenteuer.
Touristenbusse sind von dieser Mitnahmeregelung ausgenommen und so bleiben wir unter uns. Die Landschaft rechts und links der Autobahn ist recht grün
trotz der Trockenheit der letzten Zeit. Zwischen den abgeernteten Zuckerrohrfeldern stehen vereinzelte Palmen und in deren Schatten grasen manchmal Rinder
und Schafe. Die Palmen sind meist Königspalmen, aber dazwischen steht auch öfter eine ganz spezielle Art, die nur hier vorkommt. Sie hat in der
Mitte des ansonsten schlanken Stammes eine Verdickung. Im Volksmund heißt sie deshalb „schwangere Palme“. In der Ferne sehen wir eine
Bergkette, die Sierra del Rosario, und über allem kreisen in eleganten Flug erstaunlich viele Aasgeier. So schön ihr Flug ist, so hässlich
sehen sie aus der Nähe aus.
Auf der Autobahn herrsch mäßiger Betrieb. Sie ist erstaunlich breit, hat aber keine Fahrspurmarkierungen. Es fährt ohnehin jeder auf der
Seite, die ihm passt und überholt wird rechts oder links. Vor Brücken nimmt Norbert immer etwas Gas weg, damit es nicht so sehr holpert.
Manchmal steht mitten im Gelände eine Brücke. Für di Straße, die darüber führen sollte, war dann wahrscheinlich kein Geld
mehr da. Sie überquert die Autobahn dann auf gleicher Höhe. Amarily scherzt: „Da haben die Brückenbauingenieure geübt!“
Langsam nähern wir uns der Tabakregion von Pinar del Rio. Aber zu sehen ist nicht sehr viel , denn die Tabakpflanzen sind schon alle abgeerntet. Die
Tabakblätter hängen jetzt aufgereiht auf Schnüren in Trockenschuppen. Einige Kilometer vor Pinar del Rio halten wir an einer Raststätte.
Wenige Meter daneben befindet sich ein kleines Bauerngehöft und alle Touristen strömen auf einem Trampelpfad dahin, um die Tabakblätter im
Schuppen zu sehen. Es ist eine kleine Scheune und sie ist bis unters Dach mit inzwischen braun gewordenen Blättern voll gehangen. Lediglich in der
Mitte bleibt ein schmaler Gang. Sehr intensiv nach Tabak riecht es noch nicht. Am Ende des Ganges steht die Bäuerin mit einem kleinen Körbchen
fürs Trinkgeld. Wahrscheinlich verdienen sie damit mehr, als mit dem Tabak, den sie an eine staatliche Aufkaufstelle zu festgelegten Preis abliefern
müssen.
Auf den engen Straßen von Pinar del Rio ist viel Betrieb und nur langsam nähern wir uns unserem ersten Ziel, einer Zigarrenfabrik. Da sind
fast mehr Touristen drin, als Arbeiter. Eine Gruppe nach der anderen wird durch die Räume geschleust. Die Zigarrendreher, meist Frauen, sitzen in
Bankreihen, wie in der Schule. Mit viel Fingerfertigkeit rollen sie die verschiedenen Blattarten zur Zigarre zusammen. Danach werden diese in einer
kleinen Presse in ihre endgültige Form gebracht. Ein Gütekontrolleur sortiert sie nach Farbe und mustert die untauglichen aus. Nachdem die
Banderole angebracht wurde, kommen sie in Kästchen oder Röhren, welche mit einer dünnen Zedernholzeinlage ausgekleidet sind. Das alles
wird zum Akkordlohn gemacht. Zu beneiden sind die Frauen um ihren Job jedenfalls nicht. Wer mehr über die Herstellung wissen will, sollte den Link
anklicken:
http://www.havannaforum.de/herstellung.html
In einem Geschäft gleich neben der Fabrik kann man seinen Bedarf an Zigarren, Rum und Kaffee decken. Aber auch schöne Gläser und
Gemälde gibt es zu kaufen.
Wenige Meter entfernt befindet sich die „Rumfabrik“, die wir als nächstes besuchen. Dort passiert folgendes: eine spezielle Beerenart
wird mit fertigen Rum angesetzt und einige Zeit stehen gelassen. Dadurch erhält der Rum den Fruchtgeschmack der Beeren. Das interessanteste ist
noch die Abfüllmaschine. Auf eine Kostprobe verzichten wir.
Dann fahren wir weiter über eine kurvenreiche Straße in die Berge. Unser Ziel ist das Vinalestal, welches in allen Reiseführern wegen
seiner Schönheit gerühmt wird. Und wirklich: als wir an einem kleinen Rastplatz neben dem berühmten Hotel „Los Jazmines“
halten, können wir uns davon überzeugen. Die Landschaft ist malerisch. Aus einer relativ flachen Ebene ragen abrupt steile bewaldete Berge
empor. Das ganze Szenario mutet an, als ob es der Phantasie eines naiven Landschaftsmalers entsprungen wäre. Während der Weiterfahrt
können wir uns jedoch von der Realität überzeugen. Die Ebene beiderseits der Straße wird intensiv für Gemüseanbau
genutzt. In dem kleinen Ort Viniales werden per Schild „Zimmer frei“ viele private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.
Das sieht man selten in Cuba, liegt aber sicher daran, dass von der staatlichen Tourismusindustrie noch kein großes Hotel gebaut wurde. Nach
einigen Kilometern kommen wir zu einer riesigen, mehrere hundert Meter langen Wandmalerei an einem Felsen. Hier hat ein cubanischer Maler die
Entwicklung der Erde bis zur Entstehung des Menschen dargestellt.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Restaurant, in dem wir heute zu Mittag essen. An langen Bankreihen werden mehrere Reisegruppen
abgespeist. Kurz bevor das Essen beendet ist, kommt zu jeder Gruppe eine kleine Band und spielt cubanische Folklore. Anschließend wird ein
Körbchen für eine Spende herum gereicht.
Das ganze Gebiet hier besteht aus Kalkstein und ist durch die Erosion von vielen Höhlen durchzogen. Unser nächster Besuch gilt so einer
Höhle, durch die sogar ein kleiner Fluss hindurch fließt. In den großen Bäumen vor dem Eingang zur Höhle haben wir noch
ein besonderes Erlebnis: wir können den Nationalvogel Cubas, den Kokororu sehen. Nationalvogel deshalb, weil er die Farben der Flagge trägt:
blauer Rücken, weißer Bauch und roter Schwanz. In der Höhle geht es auf gut ausgebauten Wegen an vielen Tropfsteingebilden vorbei.
Patrick, unser 2-Meter-Mann hat wegen seiner Größe kleinere Probleme. Doch dann kommen wir zur Anlegestelle und steigen in ein Boot.
Bei
langsamer Fahrt erklärt uns der Steuermann auf Deutsch, welche Figuren man mit etwas Phantasie in den Gebilden an Wand und Decke erkennen kann.
Die Bootsfahrt endet im Freien, wo schon die Souvenirhändler auf uns warten.
Aber auch unser Bus ist da und wir treten die Rückfahrt an. Sie verläuft relativ eintönig: außer Landschaft gibt es nichts zu
sehen.
Abends machen wir wieder einen Altstadtbummel. Im Hotel „Ambos Mundos“ lassen wir uns vom Fahrstuhlführer auf die Dachterrasse
fahren. Der Aufzug ist ein besonderes Erlebnis. Er stammt aus den 30-er Jahren, läuft aber sehr ruhig und ohne ruckeln. Wir kommen uns vor wie
in einem historischen Film. Von dem Dachgarten hat man einen wunderschönen Blick über die Bucht und die Altstadt. Mit einem Bummel an der
Uferpromenade entlang verabschieden wir uns von Havanna, denn morgen geht es auf große Fahrt.