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3. Tag |
Donnerstag, 11.07.96 |
187 Meilen |
Garden City - Colter Bay / Grand Teton National Park, WYOMING
7:00 Uhr - Ich werde langsam wach. Die gestrigen Strapazen sind vergessen. Draußen scheint die Sonne; kein Wölkchen
ist zu sehen; das Thermometer zeigt 20°C. Es wird ein schöner Tag. Zum Frühstück probieren wir amerikanische
"Spezialitäten" aus: Weißbrot, so weich wie Watte, salzige Butter, Erdbeermarmelade und unsere
Cruise-Riesentöpfe mit gebrühtem Kaffee. Wenn die Dosis stimmt, schmeckt er einigermaßen. Gegen 9:00 Uhr ist
alles im RV verstaut und wir verlassen unseren ersten "Campground". Damit wir in Zukunft nichts vergessen, machen wir
uns eine "Abfahrtscheckliste". Noch abmelden und dann geht's los.
Die Straßen sind leer, das RV läuft prima und dann finden wir auch noch heraus, wie der Tempomat bedient werden muss.
Heute macht das Fahren richtig Spaß. Wir kommen durch viele kleine Orte mit französischen Namen: Paris, Montpellier usw.
In Montpellier machen wir eine kleine Pause zum Tanken und Einkaufen. Ich bin gespannt auf den Durchschnittsverbrauch und nehme den
Taschenrechner: 11,78 gal/100mi. Das klingt gut, sind aber 27,8 l/100km. Das ist noch wenig, weil wir nur langsam fahren durften.
Der Spitzenverbrauch liegt später mal bei mehr als 38 l/100km. Dabei bezahlen wir hier den niedrigsten Benzinpreis auf der
ganzen Fahrt: 1,319 $ / gal. Das entspricht 0,553 DM/l.
Wir fahren weiter. Die Gegend hat Mittelgebirgscharakter.
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Rafting im Snake River |
Ein Stück des Weges kommt uns der Snake River entgegen. Er hat hier nur eine Breite von etwa 15 m. Auf Grund des starken Gefälles fließt das gelb-braune Wasser jedoch über viele kleinere
Stromschnellen und so ist er das ideale Gewässer für Rafting. Ständig sehen wir große Schlauchboote, die von
den Insassen mühsam auf Kurs gehalten werden. Durch bergige, waldreiche Gegend auf den Spuren von Karl May geht es weiter zum
nächsten größeren Ort, Jackson. Eine richtige „Westernstadt“, 1897 von den Mormonen gegründet. Es
ist eine typische amerikanische Kleinstadt, die wegen ihrer Geschichte auf "Westernlook" getrimmt ist. Es herrscht
ziemlicher Betrieb. Hier probieren wir gleich mal „Mc Donald“ aus, aber es schmeckt auch nicht besser, als zu Hause.
Nur das Bestellen ist etwas schwieriger. Kaum liegt die Stadt hinter uns, so können wir auch schon die Bergkette von Grand
Teton sehen.
Nach kurzer Fahrt kommen wir zum Eingang unseres ersten Nationalparks. Wir kaufen für 25.- $ einen „Golden Eagle
Pass“, der 1 Jahr für alle NP's gilt und bekommen die NP-Zeitung, eine Wanderkarte und Verhaltensregeln gegenüber
Bären mit auf den Weg. Auf dem Rockefeller Parkway erreichen wir Moose Village, das 1. Visitor-Center. Auf der Teton Park Road
fahren wir weiter. Immer die hoch aufragende Gebirgswand der Tetons mit dem Grand Teton, 4197 m hoch vor Augen. Vom Parkplatz aus
kommen wir auf einem kurzen Wanderweg zum Jenny Lake. Einzigartig der große See vor dem gewaltigen Bergmassiv.
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Camping im Teton NP |
Aufgrund der Hinweise in allen Reiseführern habe ich Bedenken, dass abends die Camping-Plätze belegt sind und fahre deshalb
durch zum Campingplatz „Colder Bay" am Jackson Lake. Das ist ein „Public-Place", was bedeutet, dass er der
Nationalparkverwaltung untersteht. Am Eingang werden wir dann auch von Ranchern in ihrer traditionellen Uniform empfangen. Es sind
noch Stellplätze frei und wir bekommen für 10.-$ die Nacht einen zugeteilt. Eindringlich werden wir darauf hingewiesen,
keine Lebensmittel im Freien zu lagern: hier ist Bärenterritorium und das würde sie anlocken. Der See ist 25 km lang und
liegt auf einer Höhe von 2640 m. Der Campground liegt idyllisch im Wald. Wir haben den See vor uns und im Hintergrund die
schneebedeckten Gipfel der Teton-Gebirgskette. Ein Häschen knabbert genüsslich an den Blumen am Rad unseres Camp-Mobiles
und die kleinen Erdhörnchen flitzen über den Weg. Die Nadelbäume sind viel höher als bei uns. Mit draußen
sitzen ist leider nichts. Die Mücken wollen uns auffressen. Zum 1. Mal nutzen wir die Duschkabine unseres RV, weil es in den
Waschräumen nur kaltes Wasser gibt.
4.Tag |
Freitag, 12.07.96 |
153 Meilen |
Colter Bay / Grand Teton - Grand Village / Yellowstone Nationalpark
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Heisse Quellen |
Ein wunderschöner Morgen erwartet uns. Auf 6° C ist die Quecksilbersäule in der Nacht gesunken. Kein Wunder
in dieser Höhe. Nach kurzer Fahrt den Snake River entlang, stehen wir am Eingang des Yellowstone Nationalparks. Wir zeigen
unseren "Golden Eagle Paß", erhalten eine Karte vom NP und die NP-Zeitung mit dem Hinweis, dass wir uns im
"Bison-Revier" befinden. Auch zu erkennen an den Abfallbehältern, die so gesichert sind wie bei uns die
Kleidercontainer, nur aus massiverem Material. Auf dem Public-Place in Grand Village wird uns ein Übernachtungsplatz
im NP reserviert, obwohl ein Schild am Eingang anzeigt, dass schon alles ausgebucht ist. Ein bisschen Glück muss auch sein!
Im Visitor-Center erstehen wir eine Video-Kassette über den Park. Dabei sollte man darauf achten, dass sie der PAL-Norm
entspricht.
Die Folgen des letzten verheerenden Brandes von 1988 sind noch überall sichtbar. Wir fahren auf der südlichen Loop
(Rundfahrstrecke 130 km) zum West Thumb Geyser Basin. Es ist wie in der Hexenküche: überall brodelt es in allen Farben.
Ein Stück weiter sind blubbernde, dampfende Schlammlöcher, aus denen jeden Moment ein Untier entsteigen könnte.
Weiter geht es am Yellowstone Lake entlang. Mittagspause machen wir in Fishing Bridge, einer alten Steinbrücke. Pelikane
und riesige Forellen sind im Wasser, aber keine Menschen (die Wassertemperatur beträgt 13° C). Immerhin befinden wir
uns auf 2000 m über NN. Es gibt einen Verkehrsstau. Die Bisons verweilen auf der Straße. Wir warten, bis sie die
Straße wieder frei gegeben haben. Am Straßenrand sehen wir immer wieder Bisons und Elche stehen.
Im nördlichen Teil der Rundstrecke befindet sich der „Grand Canyon of Yellowstone“. Von den Aussichtspunkten
erleben wir, wie sich Lower Falls (94m) und Upper Falls (33m) in die Tiefe stürzen und blicken in die tiefe Schlucht, die
der Yellowstone River in das gelbe Gestein (Schwefel) gegraben hat.
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Old Faithful |
Von jedem Aussichtspunkt ergibt es ein anderes faszinierendes
Bild. Die Wege von den Parkplätzen zu den Aussichtspunkten sind bequem, ein Glück bei 28° C. Wir sind am
nördlichen Ende der südlichen Loop. Für die nördliche Loop reicht leider die Zeit nicht, da wir ja noch sooo
viel vor uns haben. Ein Tag muss reichen für Yellowstone, ist aber eigentlich viel zu wenig. Da müssen wir eben
irgendwann mal wiederkommen. So geht es weiter zum Norris Geyser Basin, auf dem Firehole Drive. Hier herrscht reger Badebetrieb
im Fluss, da das Wasser durch die heißen Quellen angewärmt wird. Es ist Millimeterarbeit, mit unserer großen
Kiste an den parkenden Autos vorbeizukommen. Am Midway Geyser Bassin machen wir noch einmal Halt, bevor wir zum Old Faitful
fahren. Es ist schon 18.00 Uhr. Fast 1 Stunde müssen wir warten, bis der "Alte" eine 45 m hohe Fontäne
kochendes Wasser ausstößt. Kurz nach 20.00 Uhr rangieren wir auf den reservierten Stellplatz in Grand Village.
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