11. Tag - 17. Sept. 2001
Kurz
nach Mitternacht legen wir ab vom Frachthafen auf Bora Bora. Es
wird eine ausgesprochen stürmische Überfahrt. Anfangs
ist alles harmlos, weil wir noch innerhalb der Lagune sind. Als
wir jedoch das schützende Riff hinter uns gelassen haben, wird
es ernst. Der Katamaran beginnt zu stampfen und zu schlingern. Die
Bewegungen erfolgen gleichzeitig in alle 3 Dimensionen und sind
nicht mehr erfassbar. Manchmal fühlt es sich für kurze
Augenblicke wie freier Fall an. Bei dem Geschaukel ist an Schlaf
nicht zu denken. Das ist jedoch noch auszuhalten, solange man liegt.
Als ich jedoch aufstehe, um mal aus dem Fenster zu sehen, ist es
vorbei mit der Beherrschung. Ich muss ganz schnell zur Toilette,
wo ich dann auch die nächste halbe Stunde bleibe, bis fast
nichts mehr im Magen ist. Ein Glück, dass Gudrun diese Probleme
nicht hat. Sonst würde es hier ziemlich eng werden. Dann zwinge
ich mich wieder hinzulegen und schlafe aus Übermüdung
sogar ein. Als ich morgens aufwache, ist der Spuk vorbei und wir
liegen friedlich an der Pier des Frachthafens von Tahaa.
Weil das Wetter nach Regen aussieht, gibt es das Frühstück
an Bord und wieder nicht wie vorgesehen auf dem Motu Mataea. Zum
Baden und schnorcheln fahren wir dann doch dorthin. Das Motu ist
etwa 200 m im Durchmesser und von hohen Palmen bestanden. Es liegt
am Außenriff, unmittelbar neben einer Passe, einer Durchfahrt
durch das Riff. In dem 1 m tiefen, sandigen Untergrund haben sich
Korallen angesiedelt. Zwischen diesen Korallen tummeln sich eine
Unmenge von Fischen bis zu einer Größe von 20 cm. Auch
eine große Artenvielfalt ist zu sehen. Eine Art, auf die man
zuerst trifft, wenn man vom Ufer kommt, ist richtig aggressiv. Sie
schwimmen auf mich zu und machen Scheinangriffe. Einer stupst mich
sogar ans Bein. Mein erster Versuch mit dem Aquapac, einem verschließbaren
Plastebeutel, in den die Kamera kommt, bringen jedoch keine brauchbaren
Unterwasserbilder. Da muss ich noch etwas üben.
Nach dem Mittagessen an Bord machen wir einen Ausflug zu einer Perlenfarm.
Wir bekommen genau erklärt, wie schwierig es ist, diese Perlen
zu züchten und dürfen dann in der Verkaufsausstellung
das Ergebnis der Mühe bewundern. Zwischen 100 $ und 500 $ pro
Stück reicht die Spanne. Anschließend machen wir eine
Jeep-Safari. Weil Tahaa die Vanille-Insel ist, müssen wir auch
eine Vanillefarm besuchen. Da kann man die Pflanzen in allen Wachstumsphasen
bis zu den getrockneten Schoten sehen. Für 1000 CFP erstehen
wir ein Röhrchen mit etwa 10 Schoten. Dann geht es weiter auf
ausgewaschenen Schotterpisten in die Berge. Ab und zu machen wir
einen Halt und unser Fahrer zeigt uns landestypische Pflanzen und
Früchte. Sein wichtigstes Werkzeug ist eine rasiermesserscharfe
Machete, mit der er gut umzugehen weiß. In der Mitte der Insel
auf der Spitze des Berges halten wir an. Der phantastische Ausblick
von hier ist allein schon die Fahrt wert. Zusätzlich bekommen
wir Banane mit Kokosraspel und Grapefruit, alles frisch zubereitet.
Schade nur, dass das Wetter so kalt und regnerisch ist. Zurück
fahren wir zum Frachthafen, wohin auch die Haumana inzwischen gekommen
ist. Insgesamt muß man feststellen, dass sich Tahaa seinen
ursprünglichen Charakter stärker bewahrt hat, als die
anderen von uns besuchten Inseln. Aber auch hier wird mächtig
gebaut und in ein paar Jahren ist der Unterschied sicher kaum noch
zu spüren. Das Abendessen wird heute nicht an Bord serviert,
sondern von einer Musik- und Tanzshow begleitet im Restaurant "Chez
Louise". Unter Oberaufsicht unseres Chef-Stuarts bekommen wir
das komplette Menü "Früchte des Meeres" serviert:
Hummer, Scrimps und Fischfilet umrahmt von verschiedenen Beilagen.
Ein spezieller Abholservice bringt uns zum Restaurant und wieder
zurück. Alles in allem ein gelungener Abend, wenn auch die
Tänzerinnen nicht ganz an das Niveau der Gruppe von Moorea
Village heranreichen.
12. Tag - 18. Sept. 2001
Als wir gegen 7:00 aufwachen, ist die Haumana
bereits unterwegs in Richtung Uturoa, dem Hauptort von Raiatea,
um dort Lebensmittel an Bord zu holen. Nach kurzem Aufenthalt geht
es weiter zum Tempel Taputapuatea, dem größten Marae
der Inselgruppe. Es ist eine ausgedehnte Anlage mit mehreren großen
Steinplateaus und Mauern aus riesigen, bearbeiteten Steinen. Hier
residierte früher die Königsfamilie. Mareva, die Reiseleiterin
vom Schiff, erklärt uns alle Einzelheiten genau.
Da während dieses Vortrages schon ein Nieselregen beginnt,
fällt der Badeausflug zum Motu Iriru aus und wir fahren gleich
nach Uturoa. Das Wetter ist ausgesprochen schlecht geworden. Der
ganze Himmel ist wolkenverhangen und kaum ein Sonnenstrahl dringt
hindurch. Trotzdem ist die Lufttemperatur immer noch 25°C. Wir
umrunden Raiatea, von ständigen Schauern begleitet. Nachmittags
legen wir in Uturoa an, um einige Passagiere von Bord zu verabschieden.
Gleichzeitig haben wir Landgang und können in dem kleinen,
aber schönen Ort ein wenig bummeln. In den Geschäften
gibt es zwar alles, aber etwas zu kaufen lohnt sich kaum, weil alles
mindestens doppelt so teuer ist, wie in Europa. Wegen Verlegung
einer neuen Abwasserleitung ist die Hauptstraße gesperrt.
An der Umleitung sehen wir das einzige Mal während des gesamten
Urlaubs Polizisten den Verkehr regeln. Als wir zum Schiff zurückkommen,
gibt es kein Wasser in den Kabinen, weil die zentrale Pumpe durchgebrannt
ist. Nach 2 Stunden ist der Schaden jedoch behoben.
Als die Teatime vorüber ist, kommt gegen 18:00 die Musik- und
Tanzgruppe von Raiatea an Bord. Sie besteht aus 6 Musikern und etwa
20 Tänzerinnen und Tänzern unterschiedlichsten Alters.
Die Ältesten sind etwa 30 und die Jüngsten 3 Jahre alt.
Sie bekommen das Schwingen der Hüften wahrscheinlich schon
mit der Muttermilch vererbt. Sie legen jedenfalls eine tolle Show
hin, die nur von der räumlichen Enge unserer Longe etwas gebremst
wird. Als sie sich gerade verabschieden, beginnt ein mehrstündiger,
intensiver Regen. Dann übernimmt Oliver die Regie in der Longe
und zeigt in einer Vorführung, auf welche verschiedenen Arten
man einen Pareo alles verwenden kann. Jeder Zuschauer bekommt das
simple, rechteckige Stück Stoff auf eine andere Art angelegt.
Inzwischen haben Kathy und der Tuva den Dinning-Room festlich geschmückt.
Heute ist Farewell-Dinner, weil uns morgen die meisten Passagiere
verlassen werden. Zum festlichen Essen, welches wie immer an Bord
super ist, spielt Oliver auf dem Keyboard und singt dazu. Er ist
ein richtiges Multitalent.
13. Tag - 19. Sept. 2001
Die Sonne scheint, als wir munter werden.
Wolken sind zwar auch noch am Himmel, aber so ist es schon viel
besser, als gestern abend. Wir legen kurz mal ab, kreuzen vor dem
Airport und legen weiter vorn am Pier für die Frachter an.
An unserem alten Liegeplatz hat inzwischen ein riesiges Kreuzfahrtschiff
festgemacht. Es ist der gleiche Typ, welchen wir schon in Papeete
sahen und gehört auch zur "RRR"-Line (Renaissance).
Nur sein Name ist "Three" und nicht "Four",
wie das andere. Ziemlich phantasielos, diese Reederei. Oliver spült
die Pier vor unserem Schiff mit einem Feuerwehrschlauch sauber und
dann kommt auch schon ein Auto, um das erste Pärchen abzuholen.
Nach und nach gehen alle von Bord bis auf uns und dem Ehepaar aus
Australien. Wir bummeln noch etwas durch das Städtchen. Unmittelbar
am Pier liegt ein kleiner Park, in dem sich Bungalows befinden.
In jedem kann man andere Souvenirs erstehen. Die gesamte Anlage
ist sehr schön gestaltet.
Dann kommen nach und nach die "Neuen" an Bord: 2 Paare
aus den USA, ein Pärchen aus Frankreich und ein deutsches Ehepaar.
Sie sind auch noch aus Leipzig. Da gibt es eine Menge zu erzählen.
Weil wir nur noch so wenig Leute sind, wird jetzt das Essen immer
auf dem Oberdeck vor der Longe serviert. Für uns ist es schön,
während des Essens auch noch die Aussicht genießen zu
können. Da das Wetter inzwischen richtig schön geworden
ist, legen wir ab und schippern zum Motu Iruru und ankern 200 m
vom Ufer entfernt. Oliver bringt uns mit dem Beiboot zum Strand,
wo wir wieder mal richtig schnorcheln können. Es gibt eine
Menge kleiner Fische, aber das Wasser hat eine leichte Trübung.
Kurz bevor wir <
zurückfahren,
holt sich Oliver vom Fischer der Insel eine Harpune und erlegt 2
m vom Ufer im flachen Wasser einen Steinfisch. Diese Fische liegen
ganz flach auf dem Grund und wer in deren Stacheln tritt, kann sich
eine tödliche Vergiftung zuziehen. Also nie auf eine Stelle
treten, die man nicht genau gesehen hat.
Dann fahren wir zurück zur Teatime und erfreuen uns später
am Sonnenuntergang. Das Captains-Dinner, welches wie alle Mahlzeiten
von hervorragender Qualität ist, muß heute ohne Captain
stattfinden, weil sich der Captain verletzt hat. Die Mannschaft
scherzt, ihn hätte eine Muräne gebissen.