Im Selou NP -
Das Beho Beho Camp
zu den Bildern vom Camp und dem Selou
Die Eingangszone des Camps ist unter Verwendung von viel gewachsenem
Holz in traditioneller Bauweise gestaltet. Nach einem kurzen Gang erreicht
man das nach drei Seiten offene Foyer. Dort werden wir von den Besitzern,
2 weißen Ehepaaren, ganz herzlich wie alte Freunde begrüßt.
Aber auch die schwarzen Angestellten sind sehr nett und freundlich.
Den Welcome-Drink kann man unter verschiedenen Getränken auswählen.
Ich probiere den eisgekühlten Gingertee. Hier wird der altenglische
Kolonialstil gelebt (oder das, was wir dafür halten). Man kann
sich daran gewöhnen.
Wir nehmen unsere Unterkünfte, einzeln stehende Gebäude, die hier
Chalets (oder auch Bandas) genannt werden, in Beschlag und sind überwältigt
von dem Luxus. Das Bild oben ist übrigens ein Panoramablick von der Veranda
unseres Chalets. Währenddessen
wird für
uns der Lunch zubereitet. Es ist ein leichtes Mahl, welches nur aus Brot und
schmackhaften Salaten besteht. Aber zum satt werden reicht es allemal. Wir
sind die einzigen Gäste und
unsere Gastgeber speisen gemeinsam mit uns. Trotz unseres mäßigen
Englischs entwickelt sich eine lebhafte Konversation. Die Tafel, an der wir
speisen, steht im offenen Foyer und weil das gesamte Camp oben an einem Berghang
liegt, hat man einen weiten Blick über das von der Sonne überflutete
Tal. Spike, der jüngere der beiden Männer, wird uns als Guide die
nächsten zwei Tage durch diesen Teil des Selou führen und fahren.
Mit ihm besprechen wir das Ausflugsprogramm.
Nach einer kurzen Pause werden wir heute Nachmittag die nähere Umgebung
erkunden. Die Tour führt wieder am Airstrip vorbei. Nicht weit entfernt
kommen wir zum Grab des Mannes, nach dem dieses Wildschutzgebiet benannt ist:
Der Naturforscher Captain Selou, der 1917 bei Kämpfen mit den deutschen
Kolonialtruppen fiel. Anfangs haben wir den Eindruck, dass wir heute nur wenige
Tiere zu sehen bekommen. Das Gebiet liegt zwischen zwei Hügelketten und
ist leicht wellig. Mehrere kleine Flussläufe durchziehen es, aber im Moment
sind alle ausgetrocknet. Brücken gibt es keine. Sie wären während
der Regenzeit auch stark gefährdet, wenn man sieht, wie tief sich die
Flüsse in das Gelände eingegraben haben. Der Bewuchs ist sehr licht
und offen. Nur vereinzelte Büsche und Bäume wachsen hier. Dadurch
gibt es wenig Deckung. Doch Strike kennt sein Territorium genau und weiß,
wo sich die Tiere verstecken. So finden wir Impalas, Kaffernbüffel, Gnus,
Elefanten und Baboons. In einem Wasserloch, welches durch die Trockenheit viel
von seiner ursprünglichen Größe verloren hat, tummeln sich
Hippos und Krokodile. Im Uferbereich haben viele verschiedene Wasservögel
ihren Lebensraum. Ein einzelner junger Elefantenbulle läuft vor uns weg.
Als wir ihm dann zufällig zum dritten Mal begegnen, hat er die Nase voll
von uns und droht mit erhobenem Rüssel. In den Büschen lärmen
Scharen von Kleinvögeln. Es sind hauptsächlich Webervögel, was
man an ihren Nestkolonien erkennen kann. Auf dem Heimweg sehen wir zwei Hyänen
auf Pirsch. Von denen gibt es so viele hier, dass sie schon die Löwen-
und Gepardenpopulation zurückgedrängt haben. Im Schatten eines riesigen,
mehr als 1000-jährigen Baobabs machen wir eine kurze Pause. Aus einem
Kühlbehälter gibt es erfrischende Getränke. Auf dem anschließenden
Heimweg erleben wir einen prächtigen. Sonnenuntergang. Die letzten Meter
zum Camp legen wir in völliger Dunkelheit zurück. Im Scheinwerferlicht
hoppeln zwei Hasen davon.
Nach dem Duschen gehen wir zum Dinner. Auf der oberen Galerie ist eine festliche
Tafel gedeckt. Gemeinsam mit unseren Gastgebern genießen wir im Kerzenschein
die köstlichen Speisen. Von hier oben hat man eine gute Aussicht auf die
am Hang schräg unter uns liegende, beleuchtete Tränke für die
Wildtiere. Tatsächlich können wir eine Hyäne beobachten. Wir
fühlen uns hervorragend.
Anschließend geleitet uns Spike zu unseren Chalets. Obwohl der Weg beleuchtet
ist, sollen wir uns in der Dunkelheit nicht allein außerhalb der Unterkünfte
aufhalten. Es ist zu gefährlich. Im Bungalow ist der Vorhang der Terrasse
zugezogen worden. Aber die Geräusche der Wildnis dringen trotzdem herein.
Mit den Rufen von Hyänen und Flusspferden schlafen wir ein.

Sa., der 10.07.04
Als heute Morgen 5:30 Uhr der Wecker klingelt, sind angenehme 19° C.
Gegen 6:00 Uhr, es ist noch völlig dunkel, bringt uns ein Kellner
den Morgenkaffee mit etwas Gebäck ins Chalet. Um 6:30 Uhr begeben
wir uns zur Lounge, wo wir noch etwas Toast, Juice und andere kleine
Dinge knabbern.
Dann starten wir mit Spike zum Tagesausflug in den Selou. Nach wenigen 100
Metern sehen wir hinter ein paar Büffeln etwas weghuschen. Es scheint
ein Wildhund zu sein. Das hat unsere Neugier geweckt und Spike durchkämmt
intensiv die Umgebung. Nach einigen Hin und Her stehen wir plötzlich hinter
einer Wegbiegung vor der ganzen Gruppe. Mit ihrer schwarzen, weißen und
gelben Zeichnung sind die 8 Tiere hervorragend an das Gelände angepasst.
Bei jedem ist die Färbung anders, nur die schwarze Schnauze und die weiße
Schwanzspitze sind bei allen gleich. In Größe und Körperbau ähneln
sie unserem Schäferhund. Sie sind überhaupt nicht ängstlich,
sondern tollen miteinander herum. Es ist eine Freude, ihnen beim Spiel zuzusehen.
So kann man sich kaum vorstellen, dass sie durch ihre gemeinsame Jagd selbst
für größere Tiere eine tödliche Bedrohung darstellen.
Nur schwer können wir uns von dem seltenen Anblick losreißen, doch
es gibt noch mehr zu sehen im Selou.
Auf dem Weg zum Lake Tagalalah sehen wir wieder die gleichen Tiere wie gestern.
Als wir am See ankommen, hat eine Gruppe von Helfern aus dem Camp in der Zwischenzeit
ein Boot mit Außenbordmotor fertig gemacht. Wir steigen um und tuckern
in langsamer Fahrt am Ufer entlang. Im Wasser tummeln sich Hippos, am Strand
liegen Krokodile und in den Bäumen sitzen Fischadler. Auch Reiher, Kiebitze
und andere Wasservögel gibt es zu sehen. Nachdem wir den etwa 3 km langen
See umrundet haben, steigen wir wieder in den Landrover und fahren zur gegenüber
liegenden Seite des Wassers.
Da hat inzwischen das Team der Helfer unser Frühstück vorbereitet.
Unter dem Blätterdach eines einzeln stehenden großen Baumes ist
eine Tafel aufgebaut worden, die einem First-class-Hotel zur Ehre gereichen
würde. Etwas abseits steht ein großer Holzkohlegrill, auf dem entsprechend
unseren Wünschen Eier mit Schinken oder andere leckere Dinge zubereitet
werden. Wir sind überwältigt. Mitten in der Wildnis beim Beobachten
der Tiere genießen wir den Luxus der Zivilisation.
Aber mehr als essen kann man nicht und so geht auch diese schöne Stunde
vorüber. Wir steigen wieder ins Fahrzeug mit dem Ziel „Hot Springs“.
Die Quelle liegt an einem Hang und rundum ist alles mit dichtem Gestrüpp
bewachsen. Wir verlassen das Fahrzeug und marschieren hinter Spike her, der
den Weg durch das Gebüsch bahnt. Natürlich hat er sein Jagdgewehr
dabei. Das Wasser kommt mit etwa 50° C aus dem Boden und plätschert
in einem kleinen Bach den Berg hinab. Es ist glasklar und die Steine im Bach
sind dick mit dunkelgrünen Algen überzogen. Nach kurzer Strecke ist
das Wasser bereits abgekühlt.
Nun fahren wir wieder zurück zum Camp. Wir begegnen einer großen
Büffelherde und einigen Gazellen. Als wir 14:00 Uhr im Camp ankommen,
grast ein junger Elefantenbulle vor einem Chalet. Er ist friedlich und sucht
nur das saftige Gras. In 100 m Entfernung von ihm ist für uns im Foyer
die Tafel zum Lunch gedeckt. Nach dem Essen versuchen wir mit Hilfe der in
der Lounge ausliegenden Bücher alle Tiere zu bestimmen, die wir heute
sahen.
Nachmittags genießen wir den Luxus unserer Chalets und beobachten Tiere
von der Veranda aus mit dem Fernrohr. Auf der unter uns liegenden Ebene sehen
wir Impalas, Gnus, Zebras, Wasserböcke und Hippos.
Das Dinner gibt es heute auf einer Terrasse unterhalb der Lounge. Die Ränder
dieser Terrasse sind mit Petroleumlaternen beleuchtet und neben der Tafel glüht
ein Lagerfeuer. Während dem Essen können wir eine Hyäne und
zwei Wasserböcke an der Tränke beobachten. Die Speisen sind wie immer
hier hervorragend. Auf der Tafel leuchten die Kerzen und über uns die
Sterne. Schöner kann es eigentlich kaum werden.

So., der 11.07.04
Heute Morgen geht es genauso früh los, wie gestern. Nach Kaffee
und kleinem Frühstück brechen wir gegen 7:00 Uhr auf zur
Fußwanderung in den Busch. Spike geht mit dem Jagdgewehr voran,
wir rascheln im Gänsemarsch hinterher. Ab und an müssen wir
mal stehen bleiben, um zu hören, was sich im Busch tut. Es war
gut, die Wanderung in die kühlen Morgenstunden zu unternehmen.
Am Fuß des Hanges unterhalb unserer Chalets befindet sich das
Bett eines jetzt trockenen Nebenflusses des Beho Beho Rivers. An zwei
Stellen haben sich jedoch tiefe Löcher gebildet, in denen noch
Wasser steht. Darin leben die Flusspferde, die wir jede Nacht grunzen
hören. Auf dem Weg dahin stolpern wir über verblichene Knochen,
sehen die Losung von Elefanten und lassen uns von Spike die Spuren
im Sand erklären. Alles geschieht nur im Flüsterton, aber
die Tiere haben sicher schon längst gemerkt, dass hier Menschen
unterwegs sind. Das Wasser in dem ersten Hippo-Tümpel sieht übel
aus, aber die etwa 15 Tiere scheinen sich wohl zu fühlen. Als
wir aus etwa 5 m Höhe in das Loch schauen, werden sie ganz unruhig.
Nach und nach verlassen sie am gegenüberliegenden Ufer ihren Pool.
Es ist erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit die massigen Kolosse
den 45° steilen Hang hoch rennen. Da hat ein Mensch sicher keine
Chance, wenn nicht ein Baum in der Nähe ist.
Wir wandern weiter, sowohl durch dichten Busch, aber auch über größere
freie Flächen, bis wir an einen Steilhang kommen. Von oben blicken wir
auf den von dichtem Wald gesäumten trockenen Flusslauf des Beho Beho Rivers.
An Tieren konnten wir auf dem Trip nur sehr weit entfernte Gnus, Giraffen und
Elefanten sehen. Das deckt sich mit unseren früheren Erfahrungen, dass
man bei Fußmärchen nur wenige Tiere sieht. Trotzdem ist es interessant,
die Natur mal so direkt zu er- „laufen“, anstatt zu erfahren. Langsam
nähert sich die Wanderung dem Ende. Von weiten sehen wir schon das Camp.
Doch wir steuern nicht das Camp an, sondern eine 500 m entfernt vom Busch umgebene, überdachte
Terrasse, auf der für uns die Frühstückstafel gedeckt ist.
Hier bleibt wieder kein Wunsch offen. Da diese Terrasse auch am Hang liegt,
hat man einen weiten Blick ins Land. So können wir zusätzlich während
des hervorragenden Essens noch Wasserböcke an einer Tränke und einen
kreisenden Fischadler beobachten.
Danach wollten wir uns eigentlich ausruhen. Doch Spike möchte mit uns
noch eine Abschiedsrunde machen. So steigen wir nach kurzer Pause in den Landrover.
Diesmal geht es in das Gebiet östlich des Camps, wo wir bisher noch nicht
waren. Auch hier sehen wir wieder die ganze Palette an Wildtieren, nur Hippos
sind keine da, weil es zu trocken ist. Zum Abschluss fahren wir auf die Kuppe
eines nur von Gras bewachsenen Hügels und bewundern die Natur.
Nach dem Lunch haben wir noch eine Stunde, bis unser Flug startet. Die nutzen
wir zum Entspannen auf der Veranda unseres Chalets. Als wir 15:00 Uhr zur Lounge
kommen, erfahren wir, dass der Flug um eine Stunde verschoben ist. Da machen
wir es uns noch mal in den weichen Sesseln bequem. Oben im Gebälk klettert
ein niedliches Squirrel herum. Die sind hier aber nicht sonderlich beliebt,
weil sie in der Küche und den Chalets viel Unsinn treiben.
Doch dann ertönt ein Brummen vom Himmel. Der Flieger ist offensichtlich
doch früher da, als angekündigt. Wir verabschieden uns ganz herzlich
von unseren Gastgebern und Spike fährt uns die wenigen Meter zum Airstrip.
Als wir ankommen, rollt die Maschine gerade aus. Es ist ein sehr kleines Flugzeug
mit gerade mal 4 Plätzen für Passagiere. Unser Gepäck soll in
einen Stauraum unter den Sitzen. Der ist zwar groß genug, aber die Ladeluke
ist so klein, dass die Reisetaschen nur mit viel Mühe hineingehen. Pilot
und Copilot haben ihre Not mit dem Beladen. Dann steigen wir ein. In der Kabine
ist es so eng, dass man sich keinen Zentimeter bewegen kann. Dann starten wir.
Spike winkt uns noch einmal zu und wir sehen das Camp mal von oben.
Weil wir sehr niedrig fliegen, können wir die Landschaft gut beobachten.
Wir sehen den ausgetrockneten „Beho Beho River“, der sich durch
die Grassavanne schlängelt. Nur an seinen Ufern ist noch alles grün
im Gegensatz zum übrigen Gelände, wo die Gelb- und Brauntöne
vom vertrockneten Gras dominieren. Nach einiger Zeit erkennen wir unten eine
Eisenbahnlinie und bald sind auch die ersten Hütten von Dar es Salaam
zu sehen. In der Mitte des riesigen Häusermeers liegt der Airport. Zur
Landung übernimmt der Pilot wieder das Steuer. Nach 45 Minuten ist das
Martyrium zu Ende. Eigentlich war der Flug interessant, aber die Enge war unerträglich.
Jetzt mühen sich Flughafenangestellte, unser Gepäck wieder aus dem
Laderaum zu bekommen. Da unser Anschlussflug gerade landet, fahren sie die
Reisetaschen gleich dorthin und wir laufen hinterher. Zum Glück ist es
diesmal eine größere Cessna mit 12 Sitzplätzen, von denen aber
nur 6 sind belegt. „20 Minuten bis Zanzibar.“ verkündet der
Pilot und startet. Der grün schimmernde Indische Ozean unter uns fasziniert
immer wieder. Nach der Landung in Zanzibar laufen wir in das Flughafengebäude
zum Kofferband. Als wir mit den Reisetaschen aus der Halle hinausgehen wollen,
möchte ein Zollbeamter erst mal einen Blick hinein werfen. Er findet aber
nichts, was zu beanstanden wäre.